Schneekoppe, Riesengebirge
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Die Schneekoppe – höchster Berg im Riesengebirge

Die Schneekoppe (poln. Śnieżka) ist mit 1.602 m der höchste Berg des Riesengebirges (poln. Karkonosze). Über den Gipfel verläuft die Staatsgrenze zwischen der Republik Polen und der Tschechischen Republik. Auf der polnischen Seite stehen eine Baude mit Wetterstation und die Laurentiuskapelle (Kaplica św. Wawrzyńca), auf der tschechischen Hälfte ein Postamt. Knapp unterhalb des Gipfels endet der Sessellift, dessen Talstation sich im tschechischen Petzer (Pec pod Snìžkou) befindet. Wanderer haben zwei Möglichkeiten, auf die Schneekoppe zu gelangen: Entweder gehen sie den steilen Zick-Zack-Weg hinauf oder sie wandern auf dem Jubiläumsweg, der sich mit mäßigem Anstieg um den Gipfel nach oben schlängelt.

Blick auf die Schneekoppe vom Schlesierhaus aus Polen Fotos
Blick auf die Schneekoppe vom Schlesierhaus aus. Fotos: Frank Hilbert

Subalpine Flora mit Moosen und Flechten

Obwohl das Riesengebirge nur ein Mittelgebirge ist, herrschen hier klimatische Verhältnisse wie in einem Hochgebirge. Auf der Schneekoppe beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur 0,4 Grad Celsius. Pro Jahr fallen 1.200 mm Niederschlag. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse findet man hier eine subalpine Flora mit Moosen und Flechten.
Das rauhe und unwirkliche Klima hat die Menschen nicht davon abgehalten, das Riesengebirge zu erkunden und die Schneekoppe zu besteigen. Es ist überliefert, dass schon 1456 ein venezianischer Edelmann den Gipfel bestiegen hat. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen die Grafen von Schaffgotsch auf dem Gipfel die barocke Laurentiuskapelle errichten, die der Grüssauer Abt Bernhard Rosa 1681 einweihte. Mehrmals im Jahr, an Kirmis- und Ablasstagen, fanden in der kleinen Kapelle Gottesdienste statt, an denen überwiegend die Bergbewohner teilnahmen. Edelleute scheuten den beschwerlichen Fußmarsch auf die Schneekoppe und wählten eine bequemere Variante, wenn sie es sich leisten  konnten. So ließ sich 1697 Graf Leopold von Schaffgotsch in einer Sänfte auf den Berg tragen. Zu seinem Gefolge gehörten 20 Bedienstete, Forstbeamte, der Hofprediger und 100 Gepäckträger.
Aber nicht nur die lokale Prominenz zog es auf die Schneekoppe. Der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe bestieg sie am 15. September 1790, John Quincy Adams, der spätere sechste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1825–1829), folgte ihm im Jahr 1800. Zur selben Zeit unternahm Friedrich Wilhelm III. und seine Gattin Luise von Mecklenburg-Strelitz Huldigungsreisen, die sie auch auf die Schneekoppe führten. An den Besuch des preußischen Königspaares erinnert eine Gedenktafel in der Laurentiuskapelle.

Bauden und Wetterstation auf der Schneekoppe

Nach der Säkularisierung in Preußen 1810 diente die Lautentiuskapelle als Übernachtsmöglichkeit und als "Restauration" für Wanderer. Als Kapelle diente sie erst wieder ab 1850. Damit fehlten aber Übernachtungsmöglichkeiten und ein Restaurant. Aus diesem Grund errichtete der Koppenwirt Friedrich Sommer im selben Jahr eine Baude (Hütte), die jedoch vom Pech verfolgt war. 1857 brannte sie nieder. Ihr Nachfolgebau wurde 1862 vom Blitz getroffen und ging ebenfalls in Flammen auf. Sommers dritte Baude stand bis 1967. Sie musste der futuristisch anmutenden Wetterstation und Baude weichen, die einer fliegenden Untertasse ähnelt und deshalb im Volksmund UFO heißt. In Betrieb genommen wurde sie 1974. Für den Bau der Wetterstation wurden auf dem Jubiläumsweg Schienen für eine Schmalspurbahn verlegt, mit deren Hilfe das Baumaterial auf die Schneekoppe transportiert wurde. Bilder vom Bau hängen im meteorologischen Museum in der Wetterstation.
Auf der böhmischen Seite der Schneekoppe wurde die erste Baude 1868 erichtet. Sie steht heute nicht mehr.

Die ersten meteorologischen Messungen führte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der damalige Koppenwirt Carl Siebenhaar durch. Seit 1880 stand auf der Schneekoppe eine Wetterstation, die im Jahr 1900 von einer neuen turmähnlichen Wetterstation aus Holz ersetzt wurde und bis 1967 das Bild der Schneekoppe mitprägte.

Blick von der Schneekoppe im Riesengebirge
Blick von der Schneekoppe im Riesengebirge.

Wandern im Riesengebirge

Das Riesengebirge war schon immer beliebt bei Wanderern. Ein regelrechten Boom des Fremdenverkehrs erlebte die Region im 19. Jahrhundert, nachdem das Riesengebirge an das Schienennetz angeschlossen worden war. Auf den Touristenansturm stellten sich die Baudenbesitzer ein und erhöhten die Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten. So hatte die Baude auf der Schneekoppe um 1900 herum eine Kapazität von 300 Betten. Waren alle belegt, wurde eine rote Fahne gehisst. Interessant ist in diesem Zusammenhang die nebenstehende Postkarte. Die rote Fahne ist durch eine schwarz-rot-goldene Flagge ersetzt. Die Höhe der Schneekoppe ist auf der Karte übrigens fälschlicherweise mit 1.605 m angegeben.

Dass die Schneekoppe damals ein beliebter Ausflugsort war, beweißen auch die vielen vom Gipfel abgeschickten Postkarten. So waren es zwischen dem 9. und 16. August 1900 immerhin 10.228 Stück.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gehört Niederschlesien und damit der nördliche Teil des Riesengebirges zu Polen und der böhmische Teil wieder zu Tschechien. Im gesamten Riesengebirge war der Fremdenverkehr durch den Krieg zusammengebrochen und die Schneekoppe zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden (bis 1947). Erst nach dem Abschluss eines Tourismusabkommens zwischen Polen und der damaligen CSSR in den 1950er Jahren konnte sich der Tourismus im Riesengebirge wieder freier entfalten.
Einen Einbruch erlitt der Fremdenverkehr in den 1980er Jahren. Wieder waren politische Turbulenzen die Ursache. Nach der Verhängung des Kriegszustandes im kommunistischen Polen am 13. Dezember 1981 galten für die polnische Seite des Riesengebirges strenge Restriktionen. Im "Ufo" auf der Schneekoppe waren polnische Soldaten stationiert, die entlang der Grenze auf dem Gipel eine Leine gespannt hatten, die Wanderer von der tschechischen Seite aus nicht übertreten durften. Ausländern – darunter auch denjenigen aus dem "Bruderland DDR" –, die ihren Urlaub im tschechischen Teil des Riesengebirges verbrachten, war das Wandern auf dem Pass verboten. Das ist Geschichte. Seit der politischen Wende in Polen und erst recht, seitdem Polen und Tschechien der Europäischen Union und dem Schengenraum angehören, ist grenzenloses und freies Wandern möglich. (fh)

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Landkarte von Polen mit dem Riesengebirge

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Kontakt

Baude auf der Schneekoppe (Schronisko Na Sniezce)
Na Sniezke
58-550 Karpacz
Tel.: +48 75 6439550

Anmerkung:

Quer über die 1.602 m hohe Schneekoppe, den Gipfel des Riesengebirges, verläuft die Staatsgrenze zwischen Polen und Tschechien. Auf der tschechischen Seite steht eine kleine Barockkapelle. Auf der polnischen Seite der Schneekoppe wurde zu Beginn der 1970er Jahre eine Wetterstation eröffnet, deren Aussehen einer fliegenden Untertasse ähnelt. In der Wetterstation sind zudem ein Restaurant und eine Herberge untergebracht.

Geschichte:

  • 10. August 1681 Einweihung einer Kapelle auf der Schnekoppe
  • 1810 Säkularisierung in Preußen
  • Kapelle wird den Zisterziensern entzogen
  • Kapelle diente seitdem als Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer und als "Restauration"
  • 1823 Renovierung der Kapelle und Umbau in eine Herberge
  • 1850 Herbergsbau auf schlesischer Seite
  • 1857 Herberge brennt ab
  • 1862 Neubau wird von einem Blitz getroffen
  • danach erneuter Wiederaufbau
  • neue Baude steht bis 1967 auf der Schneekoppe
  • 1868 Bau eines Gasthauses auf böhmischer Seite
  • seit 1875 gehören beide Bauden auf der Schneekoppe der Familie Pohl
  • 1875 Errichtung eines österreichisches Telegraphenamtes
  • 1881 Errichtung eines deutschen Telegraphenamtes
  • seit 1880 meteorologische Station auf der Schneekoppe
  • 1900 Bau einer hölzernen meteorologischen Station
  • 1974 Eröffnung der neuen Baude "Schronisko Na Sniezce" auf der polnischen Seite
  • Abriss der meteorologischen Station aus Holz

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