Petrikau (Piotrków Trybunalski) – Kurzer historischer Abriss
Petrikau (Piotrków Trybunalski) liegt ca. 30 km südlich von Lodz, im mittleren Teil der Lodzer Hochebene. Es zählt 81.000 Einwohner. Der erste Bestandteil des Namens -"Piotrków” - leitet sich vom Namen des legendären Stadtgründers ab, des in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebenden Adeligen Piotr Dunin. Das zweite Namensglied "Trybunalski" geht auf den polnischen Begriff „Trybunał Koronny" (deutsch: Reichstribunal; Reichsgerichtshof) zurück. Von 1578 bis 1792 war Piotrków nämlich Sitz des Reichstribunals, der obersten gerichtlichen Instanz der damaligen Republik Polen.

Dank ihrer günstigen Lage direkt am Handelsweg, der von Pommern nach Russland und Ungarn führte, wuchs die Siedlung im Laufe des 13. Jahrhunderts stetig an. Herzöge der benachbarten Ländereien kamen häufig und gern zu Rittertreffen und Gerichtsverhandlungen hierher. Vermutlich auf einer dieser Zusammenkünfte, die im Jahr 1291 auf Betreiben des damaligen Herzogs von Sieradz und späteren polnischen König Władysław IV. Łokietek (des "Ellenlangen&" aus der Dynastie der Piasten) bekam Piotrków das Gründungsprivileg sowie das Stadtrecht verliehen.
In der ältesten und zugleich berühmtesten aller Kirchen in Piotrków - der Pfarrkirche (kościół farny p.w. św. Jakuba) - spielten sich im 15. und 16. Jahrhundert Ereignisse von größter Bedeutung für das Königreich Polen ab. Hier wurden mit festlichen Gottesdiensten die Großversammlungen des polnischen Adels und die Sitzungen des Parlaments sowie des Reichstribunals eingeleitet. Seit 1573 wurden hier die polnischen Wahlkönige in ihre Regierungsgeschäfte eingeführt, hier auch huldigten zum ersten Mal die unterlegenen Hochmeister des Deutschen Ritterordens den Herrschern Polens. In Piotrków wurde schließlich der Grundstein für die spätere parlamentarische Demokratie gelegt. Auf einer Generalversammlung des Adels, die im Jahr 1493 von König Jan Olbracht einberufen worden war, bekam das polnische Parlament seine bis heute gültige Gestalt in Form von zwei Kammern: des Senats (des Ältestenrats) und des Sejms (der Abgeordnetenkammer). Dieser Schritt machte Piotrków zur zweiten - nach Krakau - politischen Hauptstadt des Königreichs Polen.

Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im 15. und 16. Jahrhundert. Der Niedergang schlich im 17. Jahrhundert mit wiederholten Feuersbrünsten und dem Einfall der schwedischen Truppen herein. Nach dem Verlust der staatlichen Souveränität durch Polen am Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Reichstribunal aufgelöst, wodurch Piotrków in die politische Bedeutungslosigkeit fiel. Im September 1786 zerstörte Feuer die ursprünglich barocke Architektur der Altstadt. 1867 wurde das alte Rathaus, Sitz des ehemaligen Reichstribunals, abgerissen. An der Wende zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden in Piotrków allen Rückschlägen zum Trotz Jesuiten- und Piaristenschulen, die über ein außerordentlich hohes Bildungsniveau verfügten und in denen die Kinder der Adeligen aus ganz Polen unterrichtet wurden.
Einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Stadt im Jahr 1846 nach dem Bau der (ersten in Polen) Bahnstrecke Wien-Warschau, die durch Piotrków führte. Zwischen der Altstadt und der Bahnlinie entstand ein neues Stadt- und Industriezentrum, und die Bevölkerungszahl stieg auf über 40.000 an. Ferner wurde die Stadt seit 1867 Sitz des russischen Gouverneurs.
Während des Ersten Weltkrieges gelangte Piotrków unter die ungarisch-österreichische Besatzung und wurde wichtiger Mittelpunkt der wiederbelebten politischen Tätigkeit der polnischen Patrioten. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Wiedererrichtung eines souveränen polnischen Staates verlor Piotrków seinen Rang als wichtiges Verwaltungs- und politisches Zentrum der Region und fiel die Bedeutungslosigkeit einer Kreisstadt in der Woiwodschaft Lodz zurück.
Im Zweiten Weltkrieg befand sich in Piotrków die konspirative Zelle der örtlichen Behörden des Polnischen Untergrundstaates. Dadurch war die Stadt Zentrum einer gut organisierten Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht. In den sechs Kriegsjahren verloren schätzungsweise ein Drittel der Stadtbewohner ihr Leben. Fast alle jüdischen Bürger der Stadt wurden von den Deutschen ermordet. (Bereits am 5. Oktober 1939 wurde in Piotrków das erste Ghetto auf dem von den Deutschen besetzten polnischen Territorium eingerichtet.) (fh)
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Petrikau (Piotrkow Trybunalski), Polen27.03.2023 – 19:52 Uhr
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Wirtschaft
Papierindustrie, Textilindustrie, Maschinenbau, Logistik
Einwohner
81.000
Sehenswürdigkeit
Museum im Königsschloss von König Sigismund I (Muzeum w Piotrkowie Trybunalskim)
Plac Zamkowy 4
97-300 Piotrków Trybunalski
Tel.: +48 44 6465272
E-Mail: muzeum@post.pl
Internet: www.muzeumpiotrkow.pl/
Touristeninformation
Centrum Informacji Turystycznej
ul. Zamurowa 11
97-300 Piotrków Trybunalski
Tel.: +48 (0) 44 7326050
E-Mail: cit@piotrkow.pl