Marienburg (Malbork), Polen, Westpreußen
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Marienburg (Malbork) – Symbol der Macht des Deutschen Ordens

Mit dem weit über die Basteien und Mauern emporragenden Hochschloss und dem Palast des Hochmeisters beeindruckt die Marienburg (Malbork) auch heute noch ihren Betrachter. Bauherr war der Deutsche Orden, den der polnische Herzog Konrad von Masowien 1226 im Kampf gegen die heidnischen Pruzzen ins Land geholt hatte. Die Marienburg, die sich auf einer Böschung am rechten Ufer der Nogat erhebt, ist das weltweit größte Backsteinschloss. Ihre Befestigungsanlagen erstrecken sich über eine Fläche von 20 Hektar.

Marienburg am Ufer der Nogat Polen Fotos
Panorama der Marienburg, die am Ufer des Flusses Nogat steht. Fotos: Frank Hilbert

Im 13. Jahrhundert war der Deutsche Orden auf der Suche nach Land, in dem er sich niederlassen und einen Ordensstaat errichten konnte. Da kam ihm 1226 das Hilfeersuchen von Konrad von Masowien gerade recht, die heidnischen Pruzzen an der Ostsee, zwischen Weichsel und Memel, zu christianisieren. Der Orden willigte bereitwillig ein und ließ sich von Kaiser Friedrich II. in der Goldenen Bulle von Rimini garantieren, dass ihm das Land der Pruzzen nach deren Unterwerfung auch gehöre. Auch sollte der Orden, der aus adligen Männern bestand, die das Gelübte abgelegt hatten, ansonsten aber wie weltliche Krieger handelten, nur dem Papst unterstehen. Mit der Unterzeichnung des Vertrages war der Grundstein des Ordensstaates gelegt, und er begann mit der Eroberung des Pruzzenlandes.
1309 hatte der Orden seine Macht so weit gefestigt, dass er seinen Hauptsitz von Venedig in die Marienburg an der Nogat verlegte. Damit wurde die Marienburg zum politischen Zentrum des Ordensstaates und blieb es rund 150 Jahre lang. Entsprechend ihrer Funktion baute der Orden die Marienburg zur Festung aus und versah sie gleichzeitig mit repräsentativen Bauten. So entstand 1310 das Mittelschloss und zwischen 1382 und 1399 im Auftrag des Hochmeisters Konrad Zöllner von Rotenstein der Palast des Hochmeisters. Der große Remter war so groß, dass 400 Menschen in ihm Platz fanden.

Das ausgeklügeltes Verteidigungssystem der Marienburg

Im Mittelalter galt die Marienburg als uneinnehmbar. Sie bestand aus drei Teilen:

  1. dem Konventsschloss (dem Hochschloss)
  2. dem Mittelschloss mit dem Hochmeisterpalast, das anstelle der ehemaligen Vorburg errichtet worden war und
  3. der Vorburg, die sich am Ufer der Nogat erstreckte.

Die einzelnen Festungsteile waren von Ringmauern umgeben, die so angelegt waren, dass sich jeder einzelne Teil selbstständig verteidigen konnte. Die Tore und Durchgänge waren mit Fallgittern, Torzwingen, Wehrgängen, Pechnasen und Schießscharten versehen.
Trotz des ausgeklügelten Verteidigungssystems ging die Burg 1457 im Zuge des Dreizehnjährigen Krieges (1454–1466) in polnischen Besitz über. Dies geschah aber nicht nach einer verlorenen Schlacht oder Belagerung. Sie wurde verkauft.
1440 hatten sich preußische Adlige und Städte, darunter Danzig (Gdansk), Elbing (Elbląg) und Thorn (Toruń), zum "Preußischen Bund" zusammengeschlossen und sich mit dem polnischen König gegen den Deutschen Orden verbündet. Ihr Ziel war die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Orden. Es passte den preußischen Ständen zum Beispiel nicht, dass der Orden am Monopol im Handel mit Getreide und Bernstein festhielt. Der Konflikt eskalierte und es kam zum Dreizehnjährigen Krieg. Als der Orden seine Söldnertruppen, die die Burg verteidigten, nicht bezahlen konnte, nahmen sie kurzerhand die Ordensburg als Pfand. Der Anführer der böhmischen Söldner, Oldrich Crvenk aus Leditz, verkaufte die Burg an König Kasimierz Jagiełło für 190.000 ungarische Floren. Der letzte hier residierende Hochmeister, Ludwig von Erlichhausen, verließ die Burg am 7. Juni 1457. Am darauffolgenden Tag zog der polnische König ein. Die neben der Burg gelegene Stadt Marienburg dagegen ging erst im Jahr 1460 in polnischen Besitz über, nachdem sie von polnischen Truppen belagert worden war.
Der dreizehnjähriger Krieg endete schließlich 1466 mit der Unterzeichnung des Zweiten Thorner Friedens, der die Teilung des Ordenslandes besiegelte. Der westliche Teil, der sich über Pommerellen sowie über das Erm- und Kulmerland erstreckte und in dem die wirtschaftlichen Zentren Danzig, Elbing und Thorn lagen, unterstellte sich als "Preußen königlichen Anteils" Polen. Das Gebiet entsprach etwa der späteren preußischen Provinz Westpreußen. Damit hatte der Preußische Bund seine Ziele erreicht.
Dem Deutschen Orden blieb der östliche Teil des Ordenslandes. Weil die Marienburg ebenfalls in Pommerellen lag, musste der Deutsche Orden seinen Hauptsitz nach Königsberg, dem heute in Russland gelegenen Kaliningrad, verlegen.

Sommerremter in der Marienburg (Malbork)
Der Sommerremter im Hochschloss der Marienburg. Die Decke des Saals ruht auf einer einzigen Säule in der Mitte.

Marienburg – Sitz hoher polnischer Beamter

In den folgenden drei Jahrhunderten war die Marienburg Sitz folgender hoher polnischer Beamter:

  • des Marienburger Starosten (Landrat) und
  • des Schatzmeisters.

Im Hochmeisterpalast residierten außerdem die polnischen Könige, wenn sie sich in Pommern aufhielten.
Nach der Teilung Polens 1772 ging die Burg in den Besitz Preußens über und wurde sofort zu einer Kaserne umfunktioniert. Weil die Burg zu dieser Zeit ihre militärische Bedeutung bereits verloren hatte, stellte sie für Preußen nur eine finanzielle Belastung dar. Preußen plante deshalb sogar ihren Abriss. Aus dem so gewonnenen Baumaterial sollten Lager errichtet werden. Dazu kam es aber nicht. Das aufkommende Zeitalter der Romantik weckte allerorts das Interesse an den mittelalterlichen Burgen und idealisierte das Mittelalter. Im Fall der Marienburg war es ein 1799 von Friedrich Gilly veröffentlichter Bildband, der auf sie aufmerksam machte. Den Zeitgeist spiegelt folgendes Zitat aus "Heinrich von Plauen" von Ernst Wichert (1831–1902) wider:

Da steht die Marienburg auf dem hohen Ufer der Nogat und spiegelt sich mit ihren hochrangigen Türmen, spitzen Giebeln, mächtigen Strebepfeilern und zackigen Zinnen im Abendscheine in den klaren Fluten des breiten, langsam hinziehenden Flusses. Viel wird überall in deutschen Landen und weit über seine Grenzen hinaus im ganzen römischen Reich an Fürstenhöfen und in Rietterburgen von ihrer Herrlichkeit gesagt und gesungen; ein Wunder der Christenheit nenn man sie. Aber wer sie mit Augen sah, bekannte gern, dass keine Beschreibung genügte.

Schließlich wurde unter Westpreußens Oberpräsidenten Theodor von Schön (1773–1856) beschlossen, die Marienburg zu restaurieren. Die Restaurierungsarbeiten begannen 1817 und dauerten mit Unterbrechungen bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 an.

Zerstörung und Wiederaufbau der Marienburg

Im Jahr 1945 wurde die Marienburg von den Nationalsozialisten zur Festung erklärt und gegen die heranrückende sowjetische Armee verteidigt. Die Folgen dieser Entscheidung waren katastrophal: 50 Prozent der Bausubstanz der Marienburg wurden während der Kämpfe zerstört.

Eine Wahnsinnsentscheidung der Deutschen war die Verwandlung der Marienburg zur Festung. Nicht zu dem Zweck haben wir sie mit von Schön und Steinbrecht wiederhergestellt.

Das schrieb Bernhard Schmid 1946, der bis Kriegsende Westpreußischer Denkmalkonservator und Leiter des Preußischen Bauamtes war. Während der Belagerung hatte vor allem der östliche Teil der Marienburg gelitten, gegen den die Rote Armee anrannte.
Mit dem Wiederaufbau begannen polnische Restauratoren 1961. Gegen Kriegsende wurde auch die acht Meter hohe Marienstatue zerstört, die in einer Nische der Ostseite der Schlosskirche stand und mit einem farbenfrohen Glasmosaik überzogen war. Es bestand aus 300.000 Glassteinen. 60 Prozent davon konnten nach dem Krieg aus den Trümmern gerettet werden und warteten seitdem darauf, bei der Rekonstruktion der Ordenspatronin wiederverwendet zu werden. 2014 war es endlich soweit. Für den Wiederaufbau benötigten polnische Restauratoren zwei Jahre. Am 17. April 2016 konnten sie ihre Arbeit abschließen. Finanziert wurde die Restaurierung unter anderem mit Fördergeldern der Europäischen Union und der nordischen Staaten.
Die Leistung der polnischen Restauratoren wurde 1997 durch die Aufnahme der Marienburg in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes belohnt und gewürdigt. (fh)

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In diesem Video sind Aufnahmen aus der Vorkriegszeit zu sehen, aber auch Aufnahmen, die den Grad der Zerstörung der Marienburg im Frühjahr 1945 dokumentieren.

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Malbork (Malbork), Polen28.03.2023 – 00:42 Uhr
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Sehenswürdigkeit

Schlossmuseum in Marienburg (Muzeum Zamkowe w Malborku)
ul. Starościńska 1
82-200 Malbork
Tel.: +48 55 6470800
E-Mail: kasa@zamek.malbork.pl
Internet: www.zamek.malbork.pl

Öffnungszeiten:

Sommersaison 1. Mai–30. September
Öffnungszeiten der Ausstellungen:
täglich 09.00–19.00 Uhr

Öffnungszeiten des Schlossgebietes:
täglich 09.00–20.00 Uhr

Öffnungszeiten der Kassen:
08.30–19.30 Uhr

Ticketpreise:
08.30–17.00 Uhr: regulärer Preis
17.15–18.15 Uhr: reduzierten Preis
18.30–19.30 Uhr: Schlossgebiet ohne Führer

Wintersaison 1. Oktober - 30. April
Öffnungszeiten der Ausstellungen:
täglich 10.00–15.00 Uhr

Öffnungszeiten des Schlossgebietes:
täglich 10.00–16.00 Uhr

Öffnungszeiten der Kassen:
09.30–15.00 Uhr

Ticketpreise:
09.30–13.00 Uhr: regulärer Preis
13.15–14.00 Uhr: reduzierten Preis
14.45–15.30 Uhr: Schlossgebiet ohne Führer

Anmerkung:

Ticketservice:
Tel.: +48 55 6470976, +48 55 6470978
E-Mail: kasa@zamek.malbork.pl

Touristeninformation

Malbork Welcome Center Centrum Turystyki w Malborku
ul. Kościuszki 54
82-200 Malbork
Tel.: +48 (0) 55 6471430
E-Mail: biuro@mwc.malbork.pl


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