Lublin – Das Höhere Priesterseminar
Das Höhere Priesterseminar ist ein Teil der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität von Lublin. Die Vorlesungen und Seminare werden von Universitätsprofessoren gehalten. Das Theologiestudium dauert sechs Jahre, wobei in den ersten zwei Jahren philosophische Fächer dominieren. Eine beachtenswerte Besonderheit des Seminars ist die, dass hier neben den angehenden Priestern der römisch-katholischen Liturgie seit 1965 auch polnische Studenten der byzantinisch-ukrainischen Liturgie und seit 1990 auch Studenten aus der Ukraine studieren können. Für ihre Gottesdienste nutzen sie eine eigene Kapelle, die 1890 im nüchternen, neugotischen Stil direkt neben der römisch-katholischen Kirche erbaut wurde und einen hübschen Ikonostas besitzt.

Den Grundstein für das Priesterseminar in Lublin legte Anna Zbąska, Witwe des Lubliner Subcamerarius (poln. "podkomorzy"). 1698 schenkte sie aus Frankreich stammenden Missionaren des heiligen Vincenz von Paul das Gut Maciejowice und stiftete zwei Jahre später 26.000 Złoty mit der Bestimmung, in Lublin ein Heim für Missionare zu gründen. Verwirklicht wurde das Stiftungsziel durch den Visitator der Kongregation und späteren Bischof von Posen Batłomiej Tarło, der in der Lubliner Vorstadt ein Wohnhaus für die Unterbringung der Priester erwarb.
In der Zeit der Reformation befand sich hier das Zentrum der in der Lubliner Region ansässigen Arianer, die einer Glaubensrichtung angehörten, die die Wesenseinheit Gottes in drei Personen (Dreifaltigkeit) ablehnten. Die Arianer bauten ein Wohnhaus und legten einen Garten und einen Friedhof für ihre verstorbenen Mitbrüder an. Mithilfe der finanziellen Unterstützung des Adels aus dem Umland errichtete der Krakauer Bischof Kazimierz Łubieński auf dem Białkowska-Berg ein Priesterseminar, das er am 8. Oktober 1714 eröffnete. In den Jahren 1714–1730 entstand auf dem Gelände die Kirche zur Verklärung des Herrn. Sie hat den Grundriss eines griechischen Kreuzes und wartet mit einer reich geschmückte spätbarocken Innenausstattung auf. In den Jahren 1907–1908 entstand der letzte Bau des Seminarkomplexes, das sog. "Neue Gebäude".

Das Lubliner Priesterseminar schöpft aus der Tradition mehrerer Seminare aus dem Umland, die nach der Teilung Polens im ausgehenden 18. Jahrhundert in ihrer Funktion als Bildungseinrichtung für Geistliche stark eingeschränkt wurden. Vor Repressalien seitens der russischen Besatzer war auch das Lubliner Priesterseminar nicht verschont geblieben. Auf Befehl der russischen Behörden wurde im Dezember 1864 die Kongregation für Missionare aufgelöst. Im Zuge weiterer Verordnungen wurden mehrere Priesterseminare im von Russland besetzten Teil Polens geschlossen oder zusammengelegt.
In den Jahren 1918 bis 1922 beherbergte das "Neue Gebäude" die Katholische Universität von Lublin. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Seminar von deutschen Truppen besetzt. Auf Anordnung der deutschen Besatzer wurde das Priesterseminar im Februar 1941 nach Krężnica Jara verlegt, wo es im Hause der "filles de la charite" bis 1945 weiter in Betrieb war. Im September 1945 kehrten die Priesterschüler mit ihren Lehrern und Erziehern in die alten Räumlichkeiten im "Neuen Gebäude" nach Lublin zurück. Die übrigen Häuser des Seminars waren noch bis Dezember 1946 vom Militär besetzt. (fh)
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Sehenswürdigkeit
Höheres Priesterseminar (Metropolitalne Seminarium Duchowne)
Wyszyńskiego 6
20-105 Lublin
Internet: seminarium.lublin.pl