Lublin – die Burg
Eine der ältesten Residenzen in Polen gibt es in Lublin: die Burg. Sie steht auf einem Hügel nordöstlich der Altstadt. Hier tagte 1569 der erste gemeinsame Sejm von Litauen und Polen und beschloss die Lubliner Union. Zum Gebäudeensemble auf dem Burghügel gehört die Dreifaltigkeitskirche. Das Besondere an ihr sind die russisch-byzantinischen Malereien in ihrem Inneren aus dem beginnenden 15. Jahrhundert, die von der multikulturellen Leben in der Stadt zeugen.

Der Bau und Ausbau der Burg ist eng mit der Bedeutung Lublins als Handelsplatz und der Bedeutung für die polnischen Könige verbunden. Im Mittelalter war die Stadt ein wichtiger Umschlagsplatz an den Handelsstraßen zwischen Kiew, der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Der wirtschaftliche Erfolg und die Nähe zu den Grenzen im Osten machte Lublin anfällig für Angriffe. 1341 brannten Tataren die zum größten Teil aus Holzhäusern bestehende Stadt nieder, woraufhin sich König Kasimir III der Große (Kazimierz III Wielki, 1310–1370) entschloss, die Stadt durch Wehrmauern zu schützen und ein Schloss aus Stein zu errichten. Auf seine Initiative geht auch der Bau der Dreifaltigkeitskirche auf dem Schlossberg zurück, deren Inneres russische Maler im Auftrag von König Władisław II. Jagiełło (vor 1362–1434) mit russisch-byzantinischen Wandmalereien dekorierten. Ihre Arbeit vollendeten sie 1418. Wer genau hinschaut, findet zwischen den Malereien an der Nordseite Kritzeleien aus dem 17. Jahrhundert, die Besucher des Gotteshaues hinterlassen haben. Heute würde man die Kritzeleien vermutlich als Graffiti bezeichnen.
Von Umbauarbeiten in den folgenden Jahrhunderten unberührt blieb der Burgturm aus dem 13. Jahrhundert. Er war das erste Gebäude, das vollständig aus Stein errichtet worden ist. Sein unterer Teil besteht aus Kalkstein, sein oberer aus Ziegelsteinen. Er hat einen runden Grundriss, und seine Mauern sind bis zu 3,4 m dick.
Erster gemeinsamer Sejm von Litauen und Polen
1386 empfing der Großfürst von Litauen, Jogaila, die Taufe und heiratete die polnische Königin Hedwig von Anjou (genannt Jadwiga, 1373–1399). Von diesem Zeitpunkt an regierte er als König Władisław II. Jagiełło Polen und Litauen in Personalunion. Weil Lublin auf dem Weg von der damaligen polnischen Hauptstadt Krakau (Kraków) nach Vilnius, der litauischen Hauptstadt, lag und die polnischen Könige hier oft zu Besuch weilten, behielt die Stadt und damit die Burg ihre herausragende Stellung bei. Häufig hielten sich auch Mitglieder der königlichen Familie hier auf. Zwischen 1473 und 1476 z. B. residierten in der Burg die Söhne von König Kasimir IV. Andreas (Kazimierz IV Andrzej Jagiellończyk, 1427–1492). Ihr Lehrer und Erzieher war der Chronist Jan Długosz (1415–1480), der Verfasser der 12 Bände umfassenden "Chroniken des ruhmreichen Königreichs Polen".
1520 baute König Sigismund der Alte (Zygmunt I Stary, 1467–1548) der Alte die Burg zu einer eindrucksvollen königlichen Residenz aus, die 49 Jahre später die Kulisse für ein bedeutendes politisches Ereignis bildete. In der Zeit vom 10. Januar bis zum 12. August 1569 tagte auf der Burg in Lublin der erste gemeinsame Sejm von Litauen und Polen. Die Teilnehmer beschlossen eine Union zwischen den beiden Ländern, die heute als Lubliner Union bekannt ist. Mit ihr wurde die Personalunion, die seit 1386 bestand, in eine Realunion umgewandelt.

Umbau im neogotischen Stil und Gefängnis
Zwischen 1824 und 1826 entstand auf dem Burghügel ein Gebäude im neugotischen Stil. Der Turm und die Kirche wurden außen verputzt und die russisch-byzantinischen Malereien in der Dreifaltigkeitskirche mit Kalkfarbe übermalt. Die Burg diente fortan als Gefängnis. In ihm wurden unter der zaristischen Verwaltung (Polen war geteilt.) auch politische Häftlinge inhaftiert. Unter ihnen befanden sich Teilnehmer des Januaraufstandes von 1863. Zwischen 1918 und 1939 waren es Kriminelle und Anhänger der kommunistischen Bewegung, die in der Burg gefangen gehalten wurden. 1899 entdeckte der Maler Józef Smoliński zufällig Fragmente der russisch-byzantinischen Malereien in der Kirche. Er meldete seinen Fund der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Kurz darauf begannen Restauratoren mit der Konservierung und Freilegung der Malereien. Die Restaurierungsarbeiten dauerten bis in die 1990er Jahre an.
Das wohl grausamste Kapitel der Geschichte der Burg begann mit der deutschen Besatzungszeit 1939. Rund 40.000 Menschen, vor allem Widerstandskämpfer, waren hier inhaftiert. Die meisten von ihnen wurden hingerichtet oder in Vernichtungslager geschickt. Kurz bevor die Deutschen die Stadt am 22. Juli 1944 räumten, ermordeten sie 300 Gefangene.
Nach dem Krieg diente das Schloss den Sowjets und dem polnischen Geheimdienst als Gefängnis und Folterstätte. 35.000 Polen waren nach dem Krieg hier inhaftiert. 333 von ihnen wurden ermordet. An diese Zeit erinnern mehrere Gedenktafeln am Eingang des Schlosses.
Nach der Auflösung des Gefängnisses 1954 wurde die Burg umgebaut und dient seit 1957 als Sitz des Museum Schloss Zamoyski. (fh)
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Sehenswürdigkeit
Museum Schloss Zamoyski (Muzeum Zamoyskich w Kozłówce)
Kozłówka 3
21-132 Kamionka
Tel.: +48 81 8528310
E-Mail: it@muzeumzamoyskich.pl
Internet: www.muzeumzamoyskich.pl
Anmerkung:
Anfahrt aus Lublin über Lubartów (35 km).