Schlösschen Kozłówka – Stuckdecken und Zentralheizung
Seit 1799 ist die Geschichte des verspielten Schlösschen Kozłówka unweit von Lublin untrennbar mit den Zamoyskis, einer der prominentesten Familien unter der polnischen Aristokratie, verbunden. Die große Bedeutung der Familie begründete der humanistisch umfassend gebildete (1563 wurde er zum Rektor der Juristischen Fakultät der Universität von Padua gewählt.) Großkanzler und Feldherr Jan Zamoyski (1542-1605). Er schuf das erste Majorat auf polnischem Gebiet (die sog. Ordynacja Zamojska, aufgelöst erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Bodenreform), gründete die "ideale" Stadt Zamość und stiftete hier die Akademia Zamojska – die nach den Universitäten in Krakau und Wilna dritte polnische Hochschule.


Einer seiner Nachfahren, Aleksander Zamoyski, der XI. Majoratsherr im Zamość, erwarb das Gut Kozłówka im Jahr 1799 von dem königlichen Großkanzler Franciszek Bieliński. Bereits ein Jahr später verstarb Aleksander unerwartet. Da er keine Nachkommen hinterließ, drohte das Geschlecht der Zamoyskis zu erlöschen. Die Rettung kam in der Person der Zofia Czartoryska, die Stanislaw, der Bruder Aleksanders heiratete. Sie soll damals nicht nur eine der schönsten Frauen Europas gewesen sein, sie schenkte ihrem Mann auch zehn Kinder. In tiefer Dankbarkeit nennen die Zamoyskis sie seither hochachtungsvoll „die Mutter des Geschlechts“. Noch heute hängt in fast jedem Raum des Schlosses in Kozłówka ein Bildnis der schönen Zofia, und in der Schlosskapelle befindet sich eine Nachbildung ihres Grabmals aus Marmor. Ihre letzte Ruhestätte fand die Mutter des Geschlechts in der florentinischen Kirche Santa Croce.
Zu einer großherrlichen Residenz wurde Kozłówka unter der Verwaltung von Konstanty Zamoyski, der das Landgut 1870 von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. In den Jahren 1898-1911 wurde die Schloss- und Parkanlage nach dem Vorbild eines Magnatenbesitzes aus dem 18. Jahrhundert grundlegend um- und ausgebaut. An die Gartenfassade wurde eine Doppeltreppe und Terrasse angebaut. Das Schloss bekam zwei Türme, ein Säulenportal an der Frontseite und Terrassen an den Seitenfassaden. Die Anlage wurde auch um ein Theatergebäude und um die Schlosskapelle erweitert. Im Park wurde eine Fasanerie eingerichtet. Die Innenräume des Schlosses wurden ebenfalls grundlegend umgestaltet. Die Decken wurden mit Neorokoko-Ornamenten verziert, Öfen aus Meißner Porzellan, Marmorkamine und kunstvolle Parkettfußböden wurden eingebaut. Die Zimmer wurden im Stil des Zweiten Empire eingerichtet, die Wände von den Fußböden bis zur Decke mit Bildern - vorwiegend Familienporträts – in schweren, kostbaren Rahmen behängt. Die Umbaumaßnahmen schlossen auch den modernen Komfort nicht aus: Frisch- und Abwasserleitungen wurden verlegt und sechs Badezimmer eingerichtet. In der Kapelle wurde sogar eine Zentralheizung installiert. 1903 erhielt das Gut den Status eines Majorats, d. h. eines unteilbaren und unverkäuflichen Guts, das an den ältesten Sohn oder an ein anderes männliches Mitglied der Familie vererbt wird. Der Grundbesitz hatte zu jener Zeit eine Gesamtfläche von 7650 Hektar, darunter 4451 Hektar Wald. Zum Landgut gehörte übrigens auch eine Residenz in der Foksalstraße in Warschau.
Das Schloss in Kozłówka überdauerte beide Weltkriege weitgehend unbeschadet. Aus Furcht vor der nahenden Front lagerte1944 Jadwiga Zamoyska, die Frau des letztes Besitzes des Landgutes, die wertvollsten Einrichtungsgegenstände nach Warschau aus. Es war keine glückliche Entscheidung, denn im August 1944 brach in Warschau der Aufstand aus. Zwei Monate später wurde die Hauptstadt Polens von den deutschen Truppen dem Erdboden gleichgemacht. Die ausgelagerten Gegenstände gingen für immer verloren. Der in Kozłówka verbliebene Teil der Sammlung blieb dagegen unversehrt. 1944 wurde die Schlossanlage verstaatlicht und zum ersten Museum auf den befreiten polnischen Gebieten umfunktioniert. 1954 wurde das Museum wieder geschlossen. Man richtete hier das Zentrale Museumslager des Polnischen Kulturministeriums ein. Ein Teil der schlosseigenen Sammlungen wurde auf andere Museen im Land verteilt. In den 1960er Jahren brachte man in einem Nebengebäude eine große Sammlung von Objekten aus der Zeit des sozialistischen Realismus unter. Das Museum in Kozłówka öffnete seine Pforten erst 1977 wieder. Man versuchte, die im ganzen Land verstreuten Einrichtungsgegenstände wieder nach Kozłówka zu bringen. Fehlende Exponate wurden durch Neuerwerbungen ergänzt.
Die Nachfahren der letzten Schlossbewohner leben heute in Kanada. 1922 gab Adam Zamoyski, der Sohn des letzten Besitzers von Kozłówka, seine Einwilligung zur Umbenennung des Museums in Zamoyski-Museum. Die Erben versuchen wieder zunehmend Einfluss auf die Nutzung und Vermarktung des Gutes zu nehmen und prozessieren sich seit Jahren mit dem polnischen Staat um die Rückgabe ihres Eigentums. (fh)
Sehenswertes auf dem Schlossgelände:
- Innere des Palais
- Ausstellung mit Kunst des Sozrealismus(Sozialistischer Realismus) aus den Jahren zwischen 1949 und 1954
- Historische Kutschen (Die Sammlung stammt aus der größten Kutschensammlung im Schloss-Museum in Łańcut.)
- Kapelle
- Park
Hotels
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Sehenswürdigkeit
Museum Zamoyski (Muzeum Zamoyskich w Kozłówce)
Kozłówka 3
21-132 Kamionka
Tel.: +48 81 8528309
E-Mail: it@muzeumzamoyskich.pl
Internet: www.muzeumzamoyskich.pl