Kloster des Hl. Onufry in Jabłeczna
Das St.-Onufry-Kloster in Jabłeczna ist vermutlich das älteste orthodoxe Objekt in Polen. Seine Anfänge gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Der Legende nach habe der heilige Onufry selbst den Ort, an dem das Kloster errichtet werden sollte, gewählt. Er soll am Ufer des Flusses Bug Fischern erschienen sein und gesagt haben: "An dieser Stelle werdet ihr meinen Namen preisen." Hier fanden die Fischer auch eine Ikone mit dem Bildnis des hl. Onufry und begründeten in einer Einsiedelei die erste Ordensgemeinschaft. Im Laufe der Jahre bauten die Ordensbrüder die Einsiedelei zu einem Kloster aus.


Im Oktober 1596 wurde zwischen den orthodoxen Bischöfen des polnisch-litauischen Staates in Brest eine Kirchenunion geschlossen. Ihr Ziel war es, die orthodoxe Kirche im Osten der polnisch-litauischen Republik vor den Ansprüchen des 1589 gegründeten Moskauer Patriarchats zu schützen. Die uniierte Kirche (auch griechisch-katholische Kirche genannt) behielt die byzantinisch-orthodoxe Liturgie und eine eigenständige kirchliche Hierarchie. Unterstellt waren die uniierten Bischöfe jedoch nicht dem Moskauer Patriarch, sondern Papst in Rom.
Das Kloster in Jabłeczna trat der Union nicht bei, weswegen der Konvent Repressalien sowohl seitens der regierenden Machthaber wie auch von Seiten der uniierten Glaubensbrüder ausgesetzt war. 1753 überfielen uniierte Mönche aus Biała Podlaska das Kloster in Jabłeczna und plünderten es aus. Das Kloster, letztes Bollwerk der orthodoxen Kirche in Podlachien, verlor nach der Kirchen Union die meisten seiner Gläubigen.
Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte das Kloster eine erneute Blütezeit. An Stelle der alten hölzernen Bauten errichtete man eine neue, gemauerte orthodoxe Kirche, einen Glockenturm und ein Wohngebäude für die Mönche. Das gesamte Klostergelände wurde umzäunt. In späterer Zeit gründeten die Ordensbrüder direkt am Kloster insgesamt fünf Schulen, in denen auch Angehörige der uniierten und katholischen Kirche unterrichtet wurden.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellte sich ein neuer Trend ein: Mitglieder der uniierten Kirche wandten sich in großer Zahl wieder dem orthodoxen Glauben zu. Auch die Ordensgemeinschaft vergrößerte sich. Etwa um 1900 führten die Mönche weitere Aus- und Umbaumaßnahmen durch. Die Wände der Kirche des hl. Onufry wurden mit kunstvollen Malereien bedeckt, zwei Kapellen und mehrere Wirtschaftsgebäude wurden gebaut. Die Kirche wurde erneut zum Ziel zahlreicher Pilger.
Im September 1915 wurden die Mönche im Angesicht der deutschen Offensive mit Hab und Gut nach Russland evakuiert. Nur ein Teil von ihnen kehrte nach dem Ersten Weltkrieg wieder nach Jabłeczna zurück. In der Zwischenkriegszeit wurde das Kloster erneut massiven staatlichen Restriktionen unterworfen. Der polnische Staat nahm den Mönchen das Land weg, für einige Zeit wurde sogar die Kirche geschlossen, und in den Klosterräumlichkeiten wurde ein Waisenhaus eingerichtet. Die größten Zerstörungen erfolgten jedoch im Zweiten Weltkrieg. Im August 1942 zündeten die Deutschen das Kloster an. Die überaus wertvolle, über 400 Jahre alte Bibliothek fiel den Flammen zum Opfer. Überdauert hat die Feuersbrunst nur die Kirche und eine Kapelle.

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten die neuen Machthaber der Volksrepublik Polen die orthodoxe Bevölkerung massenweise auf die ehemals deutschen Ostgebiete um, die nach der Grenzverschiebung Teil des polnischen Staatsterritoriums wurden. Viele Orthodoxe, vor allem Ukrainer, wurden in die Sowjetunion zwangsumgesiedelt. So fiel in den ersten Nachkriegsjahren die Zahl der Gläubigen in und um Jabłeczna von 1500 auf 80 zurück. Erneut wurde das Kloster enteignet, sodass die Mönche nicht nur um das Überleben ihres orthodoxen Glaubens, sondern auch um die Sicherung ihrer eigenen Existenz bangen mussten.
Erst in den 1970ern erholte sich das Kloster von den Rückschlägen. Neue Brüder traten der Ordensgemeinschaft bei. Nach und nach verbesserte sich die wirtschaftliche Lage des Klosters, sodass auch endlich die notwendigen Renovierungsarbeiten durchgeführt werden konnten. 1974 nahm das Kloster das Höhere Orthodoxe Priesterseminar in seine Mauern auf. Dieser Umstand war mit Um- und Ausbauarbeiten und der Rekrutierung von Lehrpersonal verbunden. Im Jahr 1990 wurden die Fresken in der Kirche des hl. Onufry restauriert.
Die als wundertätig verehrte Ikone des hl. Onufry ist heute an einem zentralen Platz der Klosterkirche untergebracht und ist Ziel von Pilgerfahrten orthodoxer Christen. Neben der Ikone der Muttergottes von Jabłeczna stellt sie das kostbarste Denkmal des Klosters dar. Im September 1990 wurden beide Ikonen aus dem Kloster entwendet. Vier Jahre später gelang es, sie wiederzubekommen. Am 4. September 1994 gab es einen feierlichen Einzug der Einzug der Ikonen. Um diesen Tag zu ehren, wird seitdem jeden ersten Sonntag im September der "Tag der Rückgabe der Ikonen des heiligen Onufry und der Muttergottes" gefeiert.
Zurzeit besteht die klösterliche Glaubensgemeinschaft aus 13 Mönchen. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Fischerei, Imkerei, landwirtschaftlichen Arbeiten, Kunsthandwerk und Lehrtätigkeit. Darüber hinaus führen die Mönche weitere Restaurierungsarbeiten im Kloster durch. Für die Zukunft ist die Gründung eines eigenen Verlags geplant. (fh)
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