Uphagenhaus Danzig (Gdańsk), Polen
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Uphagenhaus in Danzig (Gdańsk)

Ein einmaliges Zeugnis der bürgerlichen Wohnkultur in Danzig des 18. Jahrhunderts steht in der Nähe des rechtstädtischen Rathauses: das Uphagenhaus.

Fassade des Uphagenhauses in Danzig Polen Fotos
Das Uphagenhaus in der Danziger Innenstadt. Fotos: Frank Hilbert

Im Jahre 1775 erwarb der Ratsherr Johann Uphagen das Haus in der Straße ul. Długa 12 (früher Langgasse 12) in Danzig (Gdańsk). Er ließ das damals bestehende Haus abreißen und ein neues Bürgerhaus nach den Plänen des Baumeisters Johann Benjamin Dreyer bauen, das Elemente des Spätbarock mit denen des Rokoko und des frühen Klassizismus vereint. Es erhielt eine Fassade mit drei Achsen und einem Rokokoportal aus Sandstein mit dem Wappen der Familie Uphagen. Die recht schlicht gehaltene Fassade war ziegelrot bemalt. Die Fenster versah Dreyer mit steinernen Umrahmungen. Nur den Beischlag vor dem Haus, der nicht mehr erhalten ist, weil er den Verkehr behinderte und deshalb in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts zusammen mit allen anderen Beischlägen in der Langgasse abgerissen wurde, ließ Uphagen unverändert.
Obwohl die Ausbauarbeiten an seinem Haus noch bis 1787 andauerten, zog Johann Uphagen bereits am 16. Oktober 1779 ein.

Die Diele

Durch das Rokokoportal des Uphagenhauses gelangt man in die Diele. Sie ist ein hoher Raum mit einer Holztreppe auf der linken Seite, die zu einer Balustrade an der Stirnseite (in der Hangeletage) und weiter in die oberen Stockwerke führt. Der Fußboden ist mit zweifarbigen Kacheln aus schwedischem Kalkstein ausgelegt, die ein Schachbrettmuster ergeben. Von der Decke hängt eine Messinglaterne.

Rechts vom Eingang führt eine zweiflügelige Tür in das (wahrscheinlich) frühere Kleine Kontor. Zwei Fenster des Kontors zeigen in die Diele, das dritte auf die Langgasse. Über dem Kontor, in dem heute die Eintrittskarten und Souvenirs verkauft werden, liegt das so genannte Teezimmer mit drei Fenstern zur Diele und einem Fenster zur Langgasse. Das Zimmer ist bis zur Fensterhöhe von einer Täfelung umgeben, die mit chinesischen Motiven verziert ist. Bei der Teestube handelt es sich um einen länglichen Raum. Der Eingang befindet sich gegenüber der Seite zur Langgasse. Die Decke ist kunstvoll mit Stuck verziert, in deren Mitte eine Rokoko-Rosette zu sehen ist.

Der Saal

Die repräsentativen Räume der Familie Uphagen befinden sich im 1. Stock des Hauses. Zu ihnen gehören der Saal sowie der Große und Kleine Speisesaal. Der Saal liegt über der Diele und der Teestube an der Giebelseite des Hauses. Verbunden ist er mit der Diele im ersten Stock durch eine zweiflügelige Tür. Der Saal wurde erst 1786, also 11 Jahre nach Kauf des Grundstückes durch Uphagen, fertig gestellt. Die lange Bauzeit hatte zur Folge, dass der Raum stilistisch nicht einheitlich ist. Er enthält sowohl Elemente des Rokoko als auch des Frühklassizismus. Der Fußboden ist – wie übrigens in allen anderen Räume im ersten Stock – mit quadratischen Platten aus Eichenholz ausgelegt, die ein Flechtmuster ergeben. Die Wände sind bis zur Fensterhöhe mit bemalten Panelen verziert. Auf den Bildern sind Ruinen und Landschaften zu sehen. Unterbrochen wird die Täfelung von flachen Wandnischen, die bis unter die Decke reichen und vollständig mit Holz verkleidet sind. In einigen von ihnen sind Medaillons angebracht, die mit Kränzen und Blumengirlanden dekoriert sind. Die Medaillons enthalten Motive aus der Antike. Von der Täfelung bis zur Decke sind die Wände mit rotem Damaststoff auf Holzgestellen bespannt. Ebenfalls aus Damast sind die mit Fransen verzierten Vorhänge an den Fenstern.

Die Inneneinrichtung aus der Uphagenzeit, die fast vollständig erhalten war, fiel im II. Weltkrieg den Flammen zum Opfer. Zu den schönsten Einrichtungsgegenständen, die unwiederbringlich zerstört wurden, gehörte eine Uhr in Form einer Vase. Angefertigt hatte sie der Uhrmacher Johann Ernst Wiedental. Sie stand in einer Wandnische.

Großer Speisesaal

Der Große Speisesaal befindet sich links von der Diele im ersten Stock. Seine drei Fenster zeigen auf den Innenhof hinaus. Im Gegensatz zum Saal ist er in Beige- und Brauntönen gehalten. Umgeben ist der Raum an den Wänden ebenfalls mit einer Täfelung, die bis zur Höhe der Fenster reicht. Sie ist bemalt mit mythologischen Motiven und militärischen Szenen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofes liegt der Kleine Speisesaal. Zu ihm gelangt man aus dem Großen Speisesaal durch drei schmale Durchgangszimmer, deren Fenster auf den Innenhof zeigen: das Insektenzimmer, das Blumenzimmer und das Musikzimmer. Das erste Durchgangszimmer hinter dem Großen Speisesaal ist das Insektenzimmer. Seinen Namen hat es wegen der Insektendarstellungen auf der Wandtäfelung erhalten. Im letzten der drei Durchgangszimmer, dem Musikzimmer, befindet sich ein Kamin mit einem Spiegel über der Kaminöffnung.

Salon des Uphagenhauses in Danzig
Der Salon im Uphagenhaus mit zeitgenössischen Möbeln.

Der Kleine Speisesaal

Der Kleine Speisesaal gehört zu den schönsten Räumen im Uphagenhaus. Die Täfelung an den Wänden ist mit Darstellungen von Früchten und Blumen verziert. Sie war übermalt und erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und freigelegt worden. Die Wände sind über der Täfelung mit Baumwollstoff bespannt, der mit Vogel- und Pflanzenmotiven bedruckt ist. Die Vorhänge an den Fenstern sind aus Seidenstoff. Der Kleine Speisesaal strahlt durch seine Farbgebung und seine mittlere Größe Behaglichkeit aus. In der Mitte des Raumes stand bis vor kurzem ein ovaler bemalter Tisch aus der Mitte des 18. Jahrhundert. Heute steht an seiner Stelle ein ovaler Esstisch, der mit einer weißen Tischdecke und Silbergeschirr gedeckt ist. Zur heutigen Ausstattung gehört außerdem ein Vitrinenschrank aus dem 18. Jahrhundert, in dem Silberbesteck ausgestellt ist.

Zu den anderen Räumen im Uphagenhaus, die besichtigt werden können, gehören im 2. Stock das Große und das Kleine Schlafzimmer und der Kleine Salon und im Erdgeschoss neben dem Großen Kontor die Vorratskammer und die Küche. Sie war früher einmal im Hof untergebracht. Uphagen ließ im Querhaus einen Raum für die Küche herrichten. Zum Inventar gehörte ein Herd aus Ziegelsteinen und ein Rauchfang.

Zerstörung und Wiederaufbau

Wie im Text bereits mehrfach erwähnt, sind die meisten Einrichtungsgegenstände des Hauses während des II. Weltkrieges verschollen. Sie sind aber nicht den Flammen im März 1945 zum Opfer gefallen, als das Haus abbrannte. Im Auftrag des Finanzministeriums in Berlin war das Uphagenhaus – wie viele andere Museen in Deutschland auch – zwischen 1942 und 1944 inventarisiert und die Teile der Innenausstattung nach Gerdin (poln. Gorzędziej) und nach Karthaus (poln. Kartuzy) gebracht worden. Unbekannt ist, wohin die Bilder, Möbel und das Silber ausgelagert worden sind.

Nach dem II. Weltkrieg entschlossen sich die neuen (polnischen) Bewohner von Danzig sehr früh zum teilweisen Wiederaufbau des Hauses. Bis 1953 konnte das Vorderhaus mit seiner historischen Fassade wieder errichtet werden. Mit dem Wiederaufbau des Seitenflügels und des Querhauses wurde erst 1985 begonnen, der in den 90er Jahren beendet wurde. Zwischen 1953 und 1990 beherbergte das Uphagenhaus unter anderem die Woiwodschaftliche Bücherei und das Zentrum für Dokumentation von Baudenkmälern in Gdańsk. In den 90er Jahren entstand die Idee, das Uphagenhaus als ein Beispiel für das bürgerlicher Leben in Danzig wieder herzurichten. Als ein solches Museum diente es bereits zwischen 1911 und 1945.  Zwischen 1993 und 1998 wurden Fußböden verlegt, der Stuck und die Vertäfelungen rekonstruiert und die Wände mit Stoffen bespannt. Finanziert wurde die Rekonstruktion der Innenräume durch die Stadt Danzig und die Stiftung für Deutsch-Polnische-Zusammenarbeit. Seit Juni 1998 ist das Uphagenhaus wieder für Besucher geöffnet. (fh)

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Sehenswürdigkeit

Uphagenhaus (Dom Uphagena)
Długa 12
80-831 Gdańsk
Tel.: +48 789 449 663
E-Mail: dom.uphagena@muzeumgdansk.pl
Internet: www.domuphagena.pl


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