Breslau (Wrocław) – Geschichte und Sehenswürdigkeiten
Unterhalten sich ältere Breslauer, ist oft ihr ostpolnischer Dialekt nicht zu überhören. Nachdem die deutsche Bevölkerung kurz vor Ende des II. Weltkrieges vor der heranrückenden Roten Armee nach Westen geflüchtet und die meisten verbliebenen Deutschen nach 1945 ausgewiesen worden waren, siedelte die polnische Regierung aus Lemberg vertriebene Polen in der verwaisten Stadt an, die wiederum ihre Heimat verlassen mussten.


Ostpolen – und damit Lemberg (Lwów) – gehörte seit 1945 zur Sowjetunion und liegt heute in der Ukraine. Der Anteil der Lemberger an der Stadtbevölkerung von Breslau lag nach dem Krieg bei knapp unter 10 Prozent. Die restlichen 90 Prozent kamen aus anderen Teilen Polens und des früheren Ostpolens.
Zeugnisse dieses Teils der jüngsten Geschichte finden sich viele in Breslau (Wrocław). Das Panorama von Racławice kam 1946 von Lemberg nach Polen, wurde der Öffentlichkeit aber erst in den 1980er Jahren wieder zugänglich gemacht. Im Nationalmuseum ist ein großer Teil der Sammlung des Nationalen Ossoliński-Instituts untergebracht, das 1827 von Wien nach Lemberg umgezogen war, und vor dem Rathaus von Breslau (Wrocław) erinnert ein Denkmal an den Komödienautor Aleksander Fredro (1793-1876), das 1956 von Lemberg nach Breslau (Wrocław) gebracht wurde. Lange Zeit war das Verhältnis zwischen den polnischen Breslauern und Deutschen von Spannungen geprägt, die aus der Verteibung der deutschen Bevölkerung resultierten. Heute pflegen beide Seiten einen entspannteren Umgang miteinander. Die junge Generation ist gut ausgebildet, weltoffen und profitiert vom Aufschwung der Wirtschaft, die Teil des europäischen Wirtschaftsgeflechtes ist.
Retten, was nicht zu retten ist und Sprachengewirr
Die neuen, anderen Zeiten sind in der Innenstadt sichtbar. Die Fassaden der alten Bürgerhäuser leuchten in frischen Farben, überall haben Geschäfte, Restaurants und Cafes geöffnet und buhlen um die Gunst der Breslauer und der Touristen. Alte Steintafeln, deren deutsche Inschriften nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, weil man die deutsche Vergangenheit auslöschen wollte, werden wieder restauriert – man versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
Breslau – das scheint sich in der halben Welt herumgesprochen zu haben – ist eine Reise wert. In den Restaurants auf dem Marktplatz sitzen nicht mehr nur die Heimwehtouristen, wie man in Polen die vertriebenen Deutschen nennt. Zu hören sind die unterschiedlichsten Sprachen. Neben deutschen scheinen vor allem Spanier und US-Amerikaner die Stadt an der Oder für sich entdeckt zu haben. Und vor dem historischen Rathaus löst eine Reisegruppe aus Asien die andere ab und knippst Fotos, was das Zeug hält.

Fotomotive ohne Ende
Fotomotive gibt es in Breslau unzählig viele. Vor allem an Architekturfotografie interessierte kommen hier auf ihre Kosten. Zu nennen sind neben dem historischen Rathaus (15. Jahrhundert) der Marktplatz mit seinen Bürgerhäusern, die Dominsel, die die Keimzelle der Stadt war, die Jahrhunderthalle (eröffnet 1913) mit ihrer Kuppel, die einen Durchmesser von 67 m hat, das ehemalige Kaufhaus Wertheim (1929) und die Universität mit ihrer barocken Aula Leopoldina (erbaut zwischen 1728 und 1732).
Fans der Krimis des Bestsellerautors Marek Krajewski können sich auf die Spuren von Kriminalrat Eberhard Mock machen. Krajewski lässt seinen Helden Mock, der dem Alkohol und der käuflichen Liebe verfallen war, bis 1945 Mordfälle lösen. Die Orte, an denen Mock in Breslau (Wrocław) ermittelt und seine Freizeit verbringt, sind autentisch. Viele der Gebäude stehen heute noch (siehe auch Auf den Spuren von Kriminalrat Eberhard Mock).
Im Jahr 2016 trug Breslau den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" und stand für ein Jahr im kulturellen Zentrum Europas. Während dieser Zeit fanden in der Stadt zahlreiche Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen, Konferenzen und andere kulturelle Aktivitäten statt. (fh)
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Breslau (Wrocław), Polen28.01.2023 – 18:27 Uhr
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Wirtschaft
Agrar- und Bergbauregion, Eisengießenreien, Maschinenbau, Möbel- und Textilindustrie
Einwohner
639.400 (Stand 1997)
Bildung:
Universität Breslau, Päpstliche Theologische Fakultät, Medizinische Akademie, Technische Hochschule und Hochschulen für Wirtschaft, Landwirtschaft, Sport, Musik und Kunst
Sehenswürdigkeit
Stadtschloss mit Historischem Museum (Muzeum Historyczne)
Kazimierza Wielkiego 35
50-077 Wrocław
Tel.: +48 71 3916940
E-Mail: kasa@mmw.pl
Internet: muzeum.miejskie.wroclaw.pl
Geodaten: 51.107381147520954,17.02887474926235
Wegbeschreibung auf Google Maps
Öffnungszeiten:
Di–Fr 10.00–17.00 Uhr
Sa, So 10.00–18.00 Uhr
Mo geschlossen
Touristeninformation
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Rynek 14
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