Bieszczady – die polnischen Waldkarpaten
Urig muten die sich aneinander reihenden Gebirgsstaffeln im Südosten Polens an. Die Hänge sind mit dichten, dunklen Wäldern – der Heimat von Bären, Luchsen und Wölfen – bewachsen. In den Tälern schlängeln sich erstaunlich gut ausgebaute Straßen, die man hier wahrlich nicht erwartet, an schier endlosen, menschenleeren Landschaften vorbei. Steil sind die Waldkarpaten nicht, aber man sollte die Zeit nicht unterschätzen, die benötigt wird, um auf markierten Wanderwegen die in etwa 1.400 Metern Höhe gelegenen, nackten Poloniny – die Gebirgskämme – zu erreichen. Die Bergkämme sind mit kargem Gras bewachsen. Fichtenhochwälder oder Zwergkiefern wie in anderen Bergregionen fehlen gänzlich.


Einsam ist die Gegend. Kaum vorstellbar, dass dieser Landstrich noch bis 1947 recht dicht besiedelt war. Es war die Heimat der Lemken und Bojken, zweier ruthenischer Volksstämme griechisch-orthodoxen Glaubens. Weil sie in den polnisch-ukrainischen Auseinandersetzungen angeblich ukrainische Partisanen unterstützen, wurden sie 1947 aus Vergeltung im Rahmen der sog. „Aktion Weichsel“ teils in die Sowjetunion, teils in andere Regionen Polens zwangsumgesiedelt. Ihre Häuser wurden niedergebrannt oder dem Verfall preisgegeben. Heute zeugen nur noch die schönen orthodoxen Holzkirchen, die mittlerweile von der polnischen katholischen Bevölkerung genutzt werden, stumm und ein wenig verloren von der untergegangenen Kultur der bäuerlich lebenden Ureinwohner der Bieszczady.
In den 1960ern und 1970ern zog die Einsamkeit der unberührten Natur der Waldkarpaten diverse Outsider wie Hippies, Sektierer, Einsiedler und andere Originale an, die hier eine Alternative zur eindimensionalen, linear vorbestimmten sozialistischen Lebensplanung suchten. Sie kehrten der Zivilisation bewusst den Rücken, lebten oft in selbst gezimmerten, primitiven Holzhütten ohne Strom und fließend Wasser von dem, was „Haus und Hof“, eigene Geschicklichkeit und gelegentlich die Touristen abwarfen. Einigen dieser Aussteiger, die mittlerweile ordentlich in die Jahre gekommen sind, kann man heute noch in den Bieszczady begegnen.
Die Bieszczady mit dem zugehörigen, 1973 gegründeten Nationalpark sind ein weitläufiges Gebirge, das sich besonders für Langstreckentouren mit Rucksack eignet. In Anbetracht der Tatsache, dass Bauden in den Bieszczady rar sind, sind Tagestouren von nicht selten acht bis neun Stunden einzuplanen. Zelten in freier Wildbahn ist nicht erlaubt. Aus Naturschutzgründen darf man innerhalb des Nationalparks ausschließlich auf gekennzeichneten Pfaden wandern. Teile des Nationalparks reichen bis in die Slowakei und Ukraine herein. Während Abstecher in die Slowakei außerhalb der offiziellen Grenzübergänge in der Regel keine Probleme bereiten, sollte man sich an der Grenze zur Ukraine (EU-Außengrenze) besser nicht dazu verführen lassen. Ärger ist vorprogrammiert! Überhaupt muss man sich – ob zu Fuß oder motorisiert – im Grenzgebiet auf häufige Ausweiskontrollen einstellen.
Als Ausgangspunkte für Tageswanderungen eignen sich am besten die Orte Cisna, Wetlina und Ustrzyki Górne. Hier gibt es auch zahlreiche, wenn auch recht anspruchslose Übernachtungsmöglichkeiten. (fh)
Hotels
Karte
Wetter
(Ustrzyki Górne), Polen27.03.2023 – 19:10 Uhr
Mäßiger Schnee-0.23 °CLuftfeuchte: 98%
Luftdruck: 1002 hPa
Windgeschwindigkeit: 5.34 m/s
(CC BY-SA 2.0: OpenWeatherMap)