Swinemünde (Świnoujście) in Polen
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Swinemünde (Świnoujście) – Ostseebad und Hafenstadt in Polen

"Ich fahr für vierzehn Tag nach Swinemünde, nach Swinemünde ans blaue Meer ..." So lautete der Text eines Foxtrotts des Komponisten Robert Katscha aus dem Jahr 1927. In dieser Zeit war Swinemünde (Świnoujście) ein beliebter Erholungsort der Berliner. Mit dem Schnellzug konnten sie die Stadt an der Swine in nur zwei Stunden erreichen. Daran erinnern noch heute die Überreste der Karniner Hubbrücke zwischen der Insel Usedom und dem Festland, die Teil der Schnellverbindung war. Zerstört wurde sie gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit dem Ende des Krieges brach auch die Verbindung zwischen Swinemünde, das seit 1945 zu Polen gehört und Świnoujście heißt, und Berlin ab. Erst nach der politischen Wende in Polen und der DDR 1989 haben die Berliner ihr altes "Naherholungsgebiet" wiederentdeckt. Inzwischen hat sich Swinemünde wieder zu einem beliebten Ostseebad entwickelt. Bei Deutschen und bei Polen. Im Kur- und Bäderviertel sind in den letzten Jahren moderne Pensionen und Hotels entstanden, die architektonisch einen interessanten Kontrast zu den historischen Bauten bilden.

Leuchtturm vor Swinemünde Polen Fotos
Mole und Leuchtturm an der Einfahrt in den Hafen von Swinemünde. Fotos: Frank Hilbert

Swinemünde (Świnoujście) verteilt sich auf drei Inseln. Das Stadtzentrum und das Kurviertel befinden sich am Westufer der Swine auf der Insel Usedom. Der Frischereihafen, der Bahnhof und die Industriegebiete liegen am Ostufer auf der Insel Wollin. Ein kleiner Teil der Stadt verschläft derweil die Zeit auf der Insel Kaseburg (Kasibór) zwischen dem Piasten-Kanal (früher Kaiser-Wilhelm-Kanal), Alter Swine und dem Stettiner Haff.

Theodor Fontane und Swinemünde

Bis in das 18. Jahrhundert hinein war Swinemünde ein kleines Fischerdorf, das zunächst zu Schweden gehörte und 1720 an Preußen fiel. Unter der Herrschaft von Friedrich dem Großen wurde die Swine schiffbar gemacht und ein Hafen gebaut, der schnell an Bedeutung gewann. Bis dahin lief der Warenverkehr über Wolgast, das damals zu Schweden gehörte. Preußen wollte sich mit dem eigenen Seehafen unabhängig machen und die hohen von den Schweden erhobenen Zollgebühren einsparen. Das kleine Fischerdorf entwickelte sich wirtschaftlich so prächtig, dass es 1765 das Stadtrecht erhielt.
Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Swinemünde, wo sein Vater die Adler-Apotheke betrieb. Seinen zwiespältigen Eindruck von der Stadt beschrieb Fontane später in seinem Buch "Meine Kinderjahre": 

Swinemünde war, als wir Sommer 1827 dort einzogen, ein unschönes Nest, aber zugleich ein Ort von besonderem Reiz. Wählte man als Beobachtungsposten den Kirchenplatz, zu dessen einschließenden Häusern auch unsere Apotheke gehörte, so ließ sich, obschon hier die Hauptstraße vorüberführte, wenig Gutes sagen, gab man aber die Innenstadt auf und begab sich an den 'Strom', wie die Swine genannt wurde, so verkehrte sich die bis dahin ungünstige Meinung in ihr Gegenteil.

Auch im 19. Jahrhundert florierte die Hafenstadt. Dampfschiffe verkehrten regelmäßig nach Ostpreußen, Kopenhagen und Bornholm. Bauprojekte wurden angeschoben. So entstanden die beiden jeweils über 1.000 m langen Molen an der Hafeneinfahrt. Findlinge aus der pommerschen Umgebung dienten als Baumaterial. Seit 1874 schmückt den westlichen Wellenbrecher ein Navigationszeichen in Form einer Mühlenbake. Es hat sich zum Wahrzeichen der Stadt entwickelt und ist auf fast jeder Ansichtskarte abgebildet. Um die Hafeneinfahrt nicht nur vor den Unbilden der Natur, sondern auch vor Feinden zu schützen, wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf beiden Seiten der Swine Festungsanlagen errichtet. Konkurrenz erhielt der Swinemünder Hafen erst, als Ende des 19. Jahrhunderts der Kanal Kaiserfahrt (heute Kanał Piastowski) entstand, der es auch großen Schiffen ermöglicht, bis nach Stettin zu fahren.
Fontane setzte Swinemünde mit seinem sozialkritischen Roman "Effi Briest" ein Denkmal. Die tragische Hauptfigur Effi heiratet mit 17 Jahren auf Anraten ihrer Mutter den doppelt so alten Baron von Instetten. Effi, von ihrem Mann oft allein gelassen, beginnt eine Affäre mit  Major von Crampas. Von Instetten findet die Liebesbriefe der beiden und tötet den Liebhaber in einem Duell. Die Ehe wird geschieden. Effi verzweifelt und nimmt sich das Leben. Die Handlung spielt im Roman in der Kreisstadt Kessin, für die Swinemünde als Vorbild diente.

Kurviertel und Ostsee-Boulevard

Genau um die Zeit herum, als Fontane nach Swinemünde zog, entwickelte sich die Stadt zu einem beliebten Urlaubs- und Kurort. 1824 wurde der Badebetrieb aufgenommen und 1827 der Kurpark nach Plänen von Peter Joseph Lenné, dem General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, angelegt, den die wohlhabenden Badegäste gerne dafür nutzten, um sich bei Spatziergängen zu präsentieren und Kontakte zu pflegen. "Sehen und gesehen werden" war das Motto. Und nachdem man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Heilmoore und Solquellen entdeckt hatte, entstanden die ersten Kureinrichtungen. 1898 konnte die Kaiser-Fredrich-Seebrücke, ein Traum aus Holz, eröffnet werden.
Noch heute lebt Swinemünde von den Urlaubern. Das Kurviertel erstreckt sich nördlich der Swinemünder Innenstadt. Neben prachtvollen Villen aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert prägen moderne Appartmenthäuser und Hotels das Kurviertel, das durch einen breiten Sandstrand von der Ostsee getrennt wird. Zu ausgiebigen Spatziergängen lädt immer noch der Kurpark ein.
Seit 2011 verbindet ein grenzüberschreitendes Ostsee-Boulevard das Kurviertel in Swinemünde mit den Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck auf der deutscher Seite. Das Boulevard ist insgesamt zwölf Kilometer lang und damit Europas längste Strandpromenade. An der Grenze, wo einst das Niemandsland (oder Kontrollstreifen) verlief, stehen eine Aussichtsplattform und eine Klammer aus Edelstahl, die das Zusammenwachsen der deutschen und der polnischen Nation symbolisieren sollen.

Marinestützpunkt Swinemünde

Schon Fontane fand das Stadtzentrum nicht besonders ansprechend. Daran hat sich nicht viel geändert. Gegen Ende des II. Weltkrieges wurde die Stadt mehrmals bombardiert. Am 12. März 1945 flogen Bomber der 8. USAAF vom Typ B 17 und B 24 den größten Angriff auf das zu dieser Zeit mit Flüchtlingen und deutschen Soldaten überfüllte Swinemünde. Ziel des taktischen Angriffs zur Unterstützung der heranrückenden Roten Armee war der Hafen mit seinen militärischen Anlagen, den Werften und die zahlreichen Kriegsschiffe. Swinemünde war zu diesem Zeitpunkt neben Kiel der wichtigste deutsche Marinestützpunkt im Ostseeraum. Etwa 4.500 Menschen[1] sollen bei dem Angriff ihr Leben verloren haben. Die meisten von ihnen wurden auf dem Golm, einem einstigen Erholungsgebiet, beerdigt. Auch die Rote Armee und die britische Royal Air Force bombadierten Swinemünde. Ein Denkmal, das an die bei dem Angriff auf den Panzerkreuzer "Lützow" am 16. April 1945 umgekommenen britischen Piloten erinnert, befindet sich auf der Insel Kasibór.
Am Ende des Krieges lagen 55 Prozent der Stadt in Schutt und Asche. Im Gegensatz zu Danzig (Gdańsk), Breslau (Wrocław) und Warschau (Warszawa) wurde die Innenstadt von Swinemünde nicht wieder originalgetreu aufgebaut. Die Baulücken, die der Krieg hinterlassen hatte, wurden mit gesichtslosen Neubauten geschlossen, die das Stadtbild noch heute prägen. Nur hier und da stehen Häuser aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Wohnhaus von Theodor Fontana, in dem sich auch die Apotheke befand, gehört nicht dazu. Es stand in der heutigen ul. Marynarzy 7. Eine Gedenktafel an der Fassade des Nachfolgebaus erinnert an den Schriftsteller.

Museum der Hochseefischerei in Swinemünde
Museum der Hochseefischerei in Swinemünde.

Sehenswert sind am Westufer neben dem Kurviertel außerdem noch der Hafen, Festungsanlagen Westbatterie und Engelsburg sowie das Alte Rathaus aus dem 18. Jahrhundert, in dem sich das Museum für Seefischerei befindet. Von der früheren evangelischen Kirche in der ul. Ignacego Paderewskiego 7 steht nur noch der Turm, auf den man hinaufsteigen kann. In der Kirche Christus der König (Kościół Rzymskokatolicki pw. Chrystusa Króla), ein Bau aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, hängt ein aufwendig angefertigtes Schiffsmodell aus Holz.
Am östlichen Ufer der Swine erstrecken sich die Reste einer Festungsanlage, die zwischen 1846 und 1863 entstand. Gleich daneben steht ein Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert, der mit seinen 68 m der höchste in Polen. Von seiner Aussichtsplattform können die Besucher ihre Blicke weit über die Ostsee, die Inseln Usedom und Wollin, das Achterwasser und das Stettiner Haff schweifen lassen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt Swinemünde resultiert heute immer noch aus den Einnahmen aus dem Tourismus, dem Hafen, kleineren Werften und dem Fischfang. Es bestehen Fährverbindungen mit den schwedischen Städten Trelleborg und Ystad. Teile des Hafens von Swinemünde nutzt die 8. Küstenverteidigungsflottille der polnischen Marine, die hier Minenleger und Panzerlandungsschiff der Lublin-Klasse stationiert hat. 2015 nahm das Flüssiggasterminal Gazoport im Swinemünder Stadtteil Warszów auf der Insel Wollin seinen Betrieb auf.

Anfahrt nach Swinemünde in Polen

Besucher erreichen Swinemünde am schnellsten mit der Bäderbahn oder von Ahlbeck aus über den deutsch-polnischen Grenzübergang, der für Fußgänger und Pkw geöffnet ist. Auch Busse fahren bis an die Grenze. Das Auto kann aber auch auf einem großen Parkplatz vor dem Grenzübergang abgestellt werden. Gleich hinter der Grenze beginnt das Kurviertel.
Von der Grenze bis zur Stadtmitte von Swinemünde sind es jedoch noch einige Autominuten, deshalb empfiehlt es sich, gleich hinter der Grenze einen Bus oder ein Taxi zu nehmen.
Entlang dieser Strecke erlebt man ein munteres Treiben des kleinen Grenzverkehrs: Polnische Händler bieten an zahlreichen Straßenständen ihre Waren feil (umgangssprachlich: Polenmarkt). Hier decken sich deutsche Urlauber und Anwohner aus der Grenzregion mit Zigaretten, Gartenzwergen und allerlei mehr oder weniger nützlichem preiswerten Krimskrams ein. (fh)

Sehenswürdigkeiten in Swinemünde

  • Kurviertel mit Strand
  • Kurpark von Swinemünde
  • Fischereimuseum im Alten Rathaus, Plac Rybaka 1
  • Gedenktafel für den Schriftsteller Theodor Fontane, ul. Marynarzy 7
    In dem Gebäude in Swinemünde, das an der Stelle steht, an dem das Wohnhaus von Fontane stand, befindet sich das Café Sonata mit einer kleinen Ausstellung über den deutschen Schriftsteller.
  • Turm der früheren evangelischen Kirche, kann bestiegen werden, ul. Ignacego Paderewskiego 7
  • Kirche Christus der König (Kościół Rzymskokatolicki pw. Chrystusa Króla), 18. Jahrhundert, sehenswerte Deckenkonstruktion und Schiffsmodell aus Holz, Plac Kościelny 1
  • Leuchtturm in Swinemünde, mit 65 m der höchste Leuchtturm in Polen, Aussichtsplattform, ul. Bunkrowa 1
  • Westbatterie (Werk IV) / Batterie Henningsen, Küstenbatterie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand, Nationalsozialisten modernisierten sie und errichteten zusätzlich einen Leitstandbunker, ul. Jachtowa
  • Ostbatterie (Werk II) / Fort Gerhard, errichtet zwischen 1856 und 1863, schützte die Hafeneinfahrt von Swinemünde, ul. Ku Morzu 5
  • Engelsburg, ul. Jachtowa 158
  • U-Boot-Hafen Kaseburg, Hafen für U-Boote und Schnellboote, erbaut 1943, Geodaten: 53.855235, 14.285977
  • Feuerleitstand der Strandbatterie Goeben, Baubeginn 1939, wurde nicht fertiggestellt, dient heute als Aussichtsturm für Touristen und der Feuerwehr als Feuerschutzbeobachtungsturm, Geodaten: 53.906405, 14.324089

Sehenswürdigkeiten bei Swinemünde

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Touristeninformation
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84-360 Świnoujście (Swinemünde)
Tel.: +48 (0) 91 3224999
Fax: +48 (0) 91 3271629
E-Mail: cit@um.swinoujscie.pl
Internet: www.swinoujscie.pl/de/contents/content/35/6

Öffnungszeiten:

Mo 09.00–17.00 Uhr
Di 09.00–17.00 Uhr
Mi 09.00–17.00 Uhr
Do 09.00–17.00 Uhr
Fr 09.00–17.00 Uhr
Sa 10.00–14.00 Uhr
So 10.00–14.00 Uhr 

Anmerkung:

Mitarbeiter der Touristeninformation in Swinemünde sprechen Deutsch und Englisch.

Service:

  • Stadtpläne
  • Ausflugstipps
  • kostenfreie Internetterminals zur Selbstinformation.

Anmerkungen

  1. Der Luftangriff auf Swinemünde, Helmut Schnatz, F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 2004, S. 138; Andere Quellen gehen von bis zu 23.000 Menschen aus, die beim Angriff der 8. US-Air Force ums Leben gekommen sind. Helmut Schnatz nennt die Zahl von "höchstens etwa" 4.500 Toten und begründet sie plausibel.

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