Kriegsgräberstätte Golm bei Swinemünde (Świnoujście)
Mit einer Höhe von fast 70 Metern ist der Golm die höchste Erhebung auf der Insel Usedom. Er befindet sich landschaftlich sehr schön gelegen in der Nähe des Dorfes Kamminke, nur wenige Meter von der Grenze zu Polen entfernt. Vom Hügel sieht man Swinemünde (Świnoujście) und das Haff. Der Name Golm leitet sich vom slawischen Wort für Hügel ab. Seit 1967 steht der Golm unter Naturschutz. Er ist jedoch nicht nur wegen seiner einzigartigen Naturlandschaft bekannt, sondern auch wegen einer der größten Kriegsgräberstätten Deutschlands, die sich hier befindet.

Am 12. März 1945, nur wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945), flogen 661 Bomber der 8. US-Air Force einen taktischen Angriff auf die Stadt Swinemünde zur Unterstützung der aus Osten heranrückenden Sowjetischen Armee. Ziel des Angriffs waren der Hafen mit seinen militärischen Einrichtungen, den Werften und den vielen Kriegsschiffen. Neben Kiel war Swinemünde zu diesem Zeitpunkt der wichtigste deutsche Marinestützpunkt an der Ostseeküste. Innerhalb einer Stunde (zwischen 12 und 13 Uhr) warfen die US-amerikanischen Piloten über der Hafen- und Marinestadt 2.000 bis 3.000 Bomben[1], zumeist Sprengbomben, ab. Bei dem verheerenden Luftangriff starben etwa 4.500 Menschen[2]. Genaue Angaben sind nicht möglich, da sich in Swinemünde zur Zeit des Luftangriffs Tausende Menschen aus Hinterpommern, West- und Ostpreußen aufhielten, die auf der Flucht vor der Sowjetischen Armee waren. Die meisten der Flüchtlinge starben im Bereich des Kurparks und auf Schiffen im Swinemünder Hafen.
Aus Angst vor Seuchen bestattete man die Toten nicht direkt in Swinemünde bestattet, weil die Anlage von Massengräbern das Grundwasser verunreinigt und somit die Trinkwasserversorgung gefährdet hätte. Ihre letzte Ruhestätte fanden die Opfer aus diesem Grund in anonymen Massengräbern auf dem Golm, unter denen sich auch Zwangsarbeiter aus Polen und den Niederlanden befanden. Nur links vom Eingang der Kriegsgräberstätte befinden sich 500 Gräber von Zivilisten, deren Identität bekannt ist.
Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein war der Golm ein beliebtes Ausflugsziel der Swinemünder, bis das deutsche Militär hier 1943 einen Friedhof anlegte, auf dem überwiegend Soldaten ihre letzte Ruhestätte fanden, die im Militärkrankenhaus in Swinemünde verstorben sind.
Überblick über die Gräberfelder in der Kriegsgräberstätte Golm:
- Marinefriedhof, der 1943 angelegt worden ist.
- Soldatenfriedhof, der ebenfalls seit 1943 existiert.
- Friedhof für zivile Opfer, auf dem namentlich bekannte Swinemünder und Flüchtlinge ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, die beim Bombenangriff am 12. März 1945 umgekommen sind.
- Friedhof für Unbekannte, auf dem Soldaten, Einwohner der Stadt Swinemünde, Zwangsarbeiter und Flüchtlinge beerdigt sind, die ebenfalls beim Bombenangriff ihr Leben verloren haben.
Aus einem Schreiben des Superintendenten Dr. Achterberg aus Demmin vom 20. Juni 1955 geht hervor, dass auf dem Golm ca. 10.000 Tote liegen[3].

Die Kriegsgräberstätte, die heute über ein Gedenk- und Dokumentationszentrum verfügt und eine der Tragik des Ortes fast unangemessene idyllische Ruhe ausstrahlt, ist zu einem wichtigen Mahnmal gegen den Krieg geworden.
Das Zentrum des Friedhofs bildet ein Rundbau aus Beton, zu dem eine Treppe mit zwölf Stufen hinaufführt, die die dunklen Jahre der Herrschaft der Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 in Deutschland symbolisieren. Am Fuße der Treppe steht eine Skulptur des Bansiner Bildhauers Rudolf Leptien mit dem Namen "Die Frierende".
Um die Gestaltung der Kriegsgräberstätte haben sich in der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Vertreter der evangelischen Kirche, Bürger und die sozialistischen Machthaber gestritten. Die Skulptur, die Rudolf Leptien in den Jahren 1952 und 1953 schuf, durfte über 30 Jahre lang nicht aufgestellt werden, weil sie offensichtlich den ideologischen Maßstäben der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) nicht entsprach. Gegen die Skulptur aus staatlicher Sicht sprach auch, dass Leptien kurz nach Vollendung seines Werkes nach Westberlin geflohen war. Erst 1984 setzte sich eine Bürgerinitiative durch und erlangte die Genehmigung, die Skulptur auf dem Friedhof aufzustellen.
Streit mit den Oberen gab es auch um ein 13 Meter hohes Holzkreuz, das in den 1950er Jahren von der evangelischen Kirche errichtet und 1954 entfernt wurde. Angeblich von unbekannten Tätern.
Es folgte eine Umgestaltung der Kriegsgräberstätte durch den SED-Staat ohne Einbeziehung der Kirche. Den Rundbau am Ende der Treppe errichtete der Rostocker Künstler Wolfgang Eckardt im Auftrag der SED. Sein Entwurf sah ein Relief auf der Innenseite vor, das aber nicht zur Ausführung kam. Stattdessen empfangen den Besucher die Worte von Johannes R. Becher "Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint".
Auch vorher schon war der Umgang der SED mit dem Friedhof würdelos. Bis in die 1950er Jahre hinein hatte die DDR das Friehofsgelände forstwirtschaftlich genutzt. Über Gräbern wurden Kiefern angepflanzt und an anderen Stellen wiederum Bäume gefällt. Ab 1951 wurde der Friedhof auf Initiative und mit personeller und finanzieller Hilfe der evangelischen Kirche wieder in Stand gesetzt.
Der Golm wird jährlich von rund 40.000 Menschen besucht. (fh)
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Sehenswürdigkeit
Kriegsgäberstätte Golm
Dorfstr. 33
17419 Kamminke
Tel.: +49 38376 290-0
E-Mail: info@jbs-golm.de
Internet: www.jbs-golm.eu
Geodaten: 53.884302961058495,14.208151796572865
Wegbeschreibung auf Google Maps