Karniner Hubbrücke
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Karniner Hubbrücke

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 verband die 350 m lange Karniner Brücke das Festland bei Kamp mit der Insel Usedom bei Karnin. Die Bahnstrecke verlief von Ducherow über Swinemünde (Świnoujście) nach Heringsdorf und weiter zur Wolgaster Fähre. Von der Karniner Brücke steht nur noch das Mittelteil, die Hubbrücke. Mit ihren 52 Metern Länge und 35 Metern Höhe ist sie noch heute ein beeindruckendes Bauwerk.

Ruinen der Karniner Hubbrücke
Ruinen der Karniner Hubbrücke. Fotos: Frank Hilbert

Die erste Begegung mit der Karniner Hubbrücke fand in Form eines Gespräches statt, dem ich Anfang der 1980er Jahre als Kind zu Hause gelauscht habe. Ein Freund unserer Familie, der sich beruflich mit der Wartung und dem Bau von Eisenbahnbrücken beschäftigte, war zu Besuch und erzählte, dass die DDR über die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke über Karnin nach Usedom und damit der Brücke nachdenke. Er habe in diesem Zusammenhang die Brücke inspiziert und sie sei noch in einem bemerkenswert gutem Zustand. Nur die Kupferleitungen hätten Langfinger in den vergangenen Jahrzehnten gestohlen. Das Mittelteil der Brücke sei hochgezogen und die festen Brückenteile zu den Ufern würden fehlen. Seitdem hat sich nichts geändert. Weder die Deutsche Reichsbahn der DDR noch die Bahn im wiedervereinigten Deutschland haben die finanziellen Mittel aufgebracht, um die Eisenbahnstrecke zwischen Ducherow und Swinemünde (Świnoujście) mit der Karniner Hubbrücke wieder zu eröffnen.

Dabei würde das durchaus Sinn machen. Es müsste lediglich eine 43 km lange Strecke zwischen Ducherow in Ostpommern und Swinemünde in Polen neu gebaut werden. Die Fahrzeit mit der Bahn von Berlin nach Usedom würde sich damit von derzeit vier auf zwei Stunden halbieren. Gewinner wären die Urlauber und natürlich die Tourismusindustrie sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite.

Zu viel Verkehr für die alte Brücke

Gebaut wurde die Karniner Hubbrücke 1933. Die zweigleisige Eisenbahnbrücke löste eine 1875 errichtete eingleisige Drehbrücke ab, die dem gewachsenen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war. In den Folgejahren gewann die Strecke nach Usedom mit der Hubbrücke eine immer größere Bedeutung vor allem für das Militär, das über Karnin Militärgüter für die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde und zu den Militärstützpunkten in Swinemünde transportierte.

Das vorläufige Ende kam mit dem Ende des II. Weltkrieges. Deutsche Soldaten sprengten die Bogenbrücken, die die Hubbrücke auf beiden Seiten mit den Ufern verbanden, um den Vormarsch der Roten Armee zu erschweren. Die Hubbrücke wurde lediglich hochgezogen und nicht zerstört, damit die deutsche Marine ungehindert in die Ostsee auslaufen konnte. Die Sowjets demontierten nach 1945 die Bahngleise zwischen Karnin und Swinemünde und brachten sie als Kriegsentschädigung in die Sowjetunion.

Bis 1996 keine direkte Zugverbindung nach Usedom

Nach dem Krieg sahen die Verantwortlichen in der DDR zunächst keine Veranlassung für eine erneute Inbetriebnahme der Bahnstrecke nach Usedom, denn Swinemünde hieß inzwischen Świnoujście und lag in Polen. Leidtragende waren die Insulaner und deren Sommergäste, die nun eine erheblich längere Fahrzeit mit der Bahn in Kauf nehmen mussten. Die Fahrt war umständlich. Es gab keine direkte Zugverbindung mehr zwischen Usedom und dem Festland. Bahnreisende mussten zunächst nach Wolgast fahren und den Peenestrom über eine Autobrücke überqueren. Auf Usedom ging es weiter mit der Inselbahn.
Erst seit der Eröffnung der neuen Peenebrücke in Wolgast im Jahr 1996 gibt es wieder eine direkte Zugverbindung nach Usedom. Die Fahrt von Berlin in das Seebad Ahlbeck z. B. dauert aber trotzdem vier Stunden.

Brückenhaus der Karniner Hubbrücke
Brückenhaus der Karniner Hubbrücke.

Ab den 1960er Jahren schmiedete die DDR immer mal wieder Pläne für den Wiederaufbau der Strecke und der Karniner Brücke. Auch nach der Wiedervereinigung gab es entsprechende Pläne, die sowohl von der deutschen als auch von der polnischen Seite unterstützt wurden und werden. Nach Berechnungen aus dem Jahr 2011 würde der Neubau der 43 Kilometer langen Strecke zwischen Durcherow und Swinemünde 140 Millionen Euro kosten. Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern sicherte seine Unterstützung zu. Finanziert werden soll das Projekt vom Bund und aus EU-Fördermitteln.

Turmfalken bewahrten die Karniner Hubbrücke vor dem Abriss

Ich habe die Brücke zum ersten Mal 2004 mit eigenen Augen gesehen und sie sah genauso imposant aus, wie ich sie mir in meiner Kindheit vorgestellt habe. Zu Beginn der 1990er Jahre sollte die Brücke abgerissen werden. Der damalige Kreisnaturschutzbeauftragte für die Insel Usedom, Claus Schönert, und der Zirchower Pfarrer Otto Simon konnten den Abriss gerade noch verhindern. Grund war aber nicht die Einzigartigkeit der Brücke als technisches Denkmal, sondern eine Brutkolonie von Turmfalken, die sich auf der Brücke eingenistet hatten. Seit 1992 setzt sich zudem der Verein der Usedomer Eisnbahnfreunde für den Erhalt der Brücke und die Weideraufnahme des Bahnverkehrs zwischen Ducherow und Swinemünde ein. (fh)

Technische Daten der Karniner Brücke:

  • Gesamtlänge 350 m
  • Länge der Hubbrücke 52 m
  • Höhe der Hubbrücke 35 m
  • Hubhöhe 28 m
  • Spannweite des beweglichen Teils der Brücke 47 m
  • Streckenverlauf bis 1945: Ducherow, Karnin, Swinemünde, Heringsdorf, Wolgast Fähre

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  1. www.karninerbruecke.eu (Aktionsbündnis Karniner Brücke)

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