Bernstein Ostseeküste Polen
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Bernstein - Tränen der Heliaden

Er hat ein geringes Gewicht, ist sinnlich, besticht durch eine hohe Lichtbrechung und brennt leicht. Als beliebter und hoch gehandelter Rohstoff ist er mittlerweile teurer als Gold. Seit Urzeiten fasziniert er die Menschen. Er zählt zu den ältesten und schönsten Schmuck- und Heilsteinen. Bereits in der antiken Mythologie wurde Bernstein als zu Harz gewordene Tränen der Heliaden, der in Pappeln verwandelten Töchter des Sonnengottes Helios, die den Tod ihres übermütigen Bruders Phaeton beweinten, verewigt.

Bernstein
Inklusen in einem Bernstein.

Schon vor mehr als 3000 Jahren wurde mit Bernstein gehandelt. Der Reichtum des einst mächtigen Deutschen Ordens beruhte im Mittelalter unter anderem auf dem Handelsmonopol mit dem begehrten Gut Bernstein (das sog. Bernsteinregal). Das im Zweiten Weltkrieg aus dem Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Petersburg verschwundene berühmte Bernsteinzimmer bietet heute noch die Grundlage für eine Fülle wildester Vermutungen und Verschwörungstheorien.

Entstehung

Seine Existenz verdankt der Bernstein (auch Amber oder mineralogisch Succinit genannt) einem großen Wald mit Harz produzierenden Nadelbäumen, den sog. „Bernsteinwäldern“, die vor ca. 55 Millionen Jahren den heutigen Ostseeraum bedeckte. Es herrschte subtropisches, feuchtes Klima. Das Harz trat aus den Wunden der Nadelhölzer aus und härtete an der Luft schnell aus. Über viele Millionen Jahre wurden gewaltige Harzmengen von Sediment- und Gesteinsschichten überdeckt und eingeschlossen. Unter Luftabschluss und Druck verfestigte sich das Harz zu Bernstein. Als sich im Laufe der Jahrmillionen das Klima und die Vegetation änderten, verschwanden die Bernsteinwälder. Doch da, wo sie einst standen, spülen heute die Meere den Bernstein, der unwesentlich schwerer als Wasser ist, an die Küsten. Bernsteinvorkommen gibt es rund um den Erdball, doch besonders große Mengen des fossilen Harzes gibt es in der südlichen Ostsee. Der dort gewonnene Bernstein wird als Baltischer Bernstein bezeichnet.

Farbe und Einschlüsse

Bernstein ist nicht nur honiggelb, er weist eine große Palette von Farbnuancen auf: Er kann gelb, braun, weiß, grünlich und sogar rot und blau sein. Die unterschiedliche Farbgebung verdankt der Bernstein der Reaktion des Harzes mit verschiedenen Mineralien, Erzen und organischem Material. Durchsichtig wird er in der Regel erst nach dem Polieren. Viele Steine haben kleine Einschlüsse, die sog. Inklusen. Dabei handelt es sich um Insekten oder Pflanzenteile aus der Urzeit. Die wohl größte, ca. 120.000 Stücke umfassende Sammlung organischen Einschlüsse in Baltischem Bernstein befand sich einst an der Albertus-Universität in Königsberg. Fast die gesamte Sammlung wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ein kleiner Teil befindet sich heute im Institut und Museum für Geologie und Paläontologie der Universität Göttingen. Eine bedeutende Inklusensammlung in Deutschland befindet sich m Bernsteinkabinett des Naturkundemuseum in Stuttgart.

Bernsteingewinnung

Besonders nach Stürmen wird Bernstein an die Ostseeküsten gespült und gern von Strandspaziergängern gelesen. Das verleitet Viele zu der irrtümlichen Schlussfolgerung, dass Bernstein nur aus dem Meer gefördert wird. Hauptsächlich wird der Stein jedoch im industriellen Tagebau gewonnen. Das berühmteste Bernsteingebiet der Welt mit der reichsten Lagerstätte ist das Samaland im ehemaligen Ostpreußen bei Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Geologen schätzen die Vorkommen auf 350.000 Tonnen – das macht über 90 Prozent der globalen Vorräte aus. Gewaltige Mengen Bernstein (rund 350 Tonnen jährlich) werden bei Jantarny („jantar“ = russisch: „Bernstein“), dem ehemals deutschen Palmnicken, in einem riesigen Kombinat aus der sog. „blauen Erde“ gefördert.

Mangelware und explodierende Preise

Der größte Abnehmer des russischen Bernsteins war seit Jahrzehnten Polen. Die Bernsteinbranche in Pommern, allen voran die Bernsteinhandwerker und Schmuckhersteller in der „Bernsteinhauptstadt“ Danzig, beschäftigt mehrere Tausend Mitarbeiter. Seit dem Beginn der Russlandkriese im Jahr 2013 ist die Bernsteinquelle aus der russischen Enklave Kaliningrad versiegt. Die Russen liefern nicht mehr an ihre Nachbarn, was zahlreiche polnische Firmen, die sich auf die Bernsteinverarbeitung spezialisiert haben, an den Rand der Existenz gebracht hat. Seit dem Exportverbot Russlands und der steigenden Nachfrage der Chinesen haben sich die Bernsteinpreise verzehnfacht. Das verleitet viele, die keine Konzession für den Bernsteinabbau besitzen, illegal Bernstein abzubauen. Angesichts des verlockenden Gewinns schrecken Bußgelder nicht ab, diese werden von den illegalen Bernsteinschürfern „aus der Portokasse“ bezahlt. Mittlerweile bringen 20 Gramm Bernstein bis zu 1000 Euro, und damit ist er zurzeit wertvoller als Gold. Um die steigende Nachfrage bedienen zu können und sich von russischen Importen unabhängig zu machen, suchen polnische Geologen nach weiteren Lagerstätten in Polen. Große Mengen Bernstein werden unter anderem in der Region Lublin vermutet. (fh)

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