Kurpie-Freilichtmuseum Adam Chętnik
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Kurpie-Freilichtmuseum Adam Chętnik in Nowogród

Am Ufer des Narew steht in Nowogród das Kurpie-Freilichtmuseum Adam Chętnik (Skansen Kurpiowski im. Adama Chętnika w Nowogrodzie). Gegründet wurde es 1927 und ist damit das zweitälteste Museum für Volksarchitektur in Polen.

Herrenhaus im Kurpie-Freilichtmuseum Adam Chętnik in Nowogród
Herrenhaus meines Urahnen Barnaba Woyno. Fotos: Frank Hilbert

Da steht es, gemütlich im Schatten der hohen Eschen, in seinen Wänden aus schweren Lärchenstämmen die Erinnerung an seine Bewohner gespeichert, die in den vergangenen 300 Jahren unter seinem Dach gelebt, gelacht und geweint haben. Das Herrenhaus meines Urahnen Barnaba Woyno hatte Glück, dass es nicht das Schicksal vieler anderer polnischer Baudenkmäler geteilt und in diesem liebevoll eingerichteten Freilichtmuseum (Skansen Kurpiowski im. Adama Chętnika) in Nowogród einen würdigen Ort gefunden hat, an dem es hoffentlich von noch vielen weiteren Generationen besichtigt und bewundert werden kann.

Das Museum wurde 1927 gegründet und ist somit das zweitälteste Freilichtmuseum in Polen. Sein Erschaffer war der in Nowogród geborene Ethnograf und Politiker Adam Chętnik (1885-1967). Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf der Kultur und Geschichte seiner Heimatregion „Kurpie“ und deren Bewohner, der „Kurpien“, die seit Jahrhunderten in der Nordpolnischen Tiefebene zwischen den heutigen Woiwodschaften Masowien, Podlachien und Ermland-Masuren ansässig sind. Einst war das Gebiet dicht bewaldet, weshalb seine Einwohner auch als „Menschen der Wildnis“ (poln. Puszczaki) genannt wurden. Sie fertigten Schuhe aus Bast, die als „kurpś“ bezeichnet und zum Namensgeber für die Bevölkerung und die Region wurden. Die Kurpien sind für ihre ausgeprägten Traditionen – farbenfrohe Trachten, Volkstänze und eine unverkennbare Architektur bekannt. Über 3.000 Exponate dieser einzigartigen Kultur gelang es Adam Chętnik an einer malerischen Stelle – der Böschung des Flusses Narew bei Nowogród – zusammenzutragen. Von Beginn an führte das Museum intensive Forschungsarbeit, sodass es bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs über ca. 10.000 Ausstellungsstücke und 4.000 Schriftwerke verfügte. Leider stellte der Krieg eine einschneidende Zäsur für das Museum dar: Im September 1939 wurde es durch Kriegshandlungen um und in Nowogród vollständig zerstört. Volkshandwerkliche Schätze wie Glasmalereien, Bernsteinschmuck, traditionelle Gebrauchsgegenstände aus regionaler Herstellung waren unwiederbringlich verlorengegangen.

Denkmal für Adam Chętnik und seiner Frau Zofia
Denkmal für Adam Chętnik und seiner Frau Zofia, die Gründer des Freilichtmuseums.

Der Wiederaufbau des Freilichtmuseums begann im Jahr 1958. Heute beherbergt es auf einer Fläche von 3,5 Hektar ca. 25 historische Objekte der Holzarchitektur vom späten 18. Bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts und ist in zwei Bereiche unterteilt: die Imkerei mit Bienenstöcken und Imkereiausrüstung und die Landwirtschaft mit historischen Gehöften (Bauernhäusern, Ställen, Scheunen und anderen Wirtschaftsgebäuden) und Einrichtungen der ländlichen Industrie (Ölmühle, Windmühle, Getreidespeicher). Dazwischen verstreut stehen viele kleinere Architekturobjekte wie Kapellen, Heiligenfiguren und Brunnen. Gleich gegenüber dem Museumseingang befindet sich das eingangs erwähnte Haus von Barnaba Woyno (1743-1812), dem Gutsherren in Brzóski Brzezińskie. Das Herrenhaus ist erst nach dem Krieg in Brzóski Brzezińskie, einem Dorf in der Woiwodschaft Podlachien, Balken für Balken abgetragen und an seiner heutigen Stelle im Freilichtmuseum in Nowogród aufgestellt worden. Es ist ein typisches Herrenhaus des Landadels (poln. dwór szlachecki), wie es sie früher in Polen zu hunderten gegeben hat: Wände aus Lärchenholz, Schindeldach, am Haupteingang eine vorgesetzte kleine Veranda mit Säulen, hinten eine großzügige Terrasse für gemütliche Teenachmittage, drinnen kreisförmig angeordnete Zimmerfluchten. Nicht zu groß, nicht zu klein, genug Platz für Familie und Gesinde. Quadratisch, praktisch, gut. Nicht ganz erschließt sich mir die Tatsache, dass das Herrenhaus ausgerechnet in diesem Museum aufgebaut wurde, wo es doch kein Vertreter der Kurpie-Architektur ist. Vermutlich wollte man nur irgendeinen Gegenpart zu den bäuerlichen Gebäuden haben. Heute befinden sich hier die Museumskasse und die Räumlichkeiten der Museumsverwaltung. 
Eine weitere Attraktion für Besucher sind die Gesamtpolnischen Tage der Kurpie-Kultur (poln. Ogólnopolskie Dni Kultury Kurpiowskiej) mit einem Markt und Vorführungen des Volkshandwerks, die jährlich auf dem Gelände des Freilichtmuseums stattfinden. (bw/fh)

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Sehenswürdigkeit

Kurpie-Freilichtmuseum Adam Chętnik in Nowogród
ul. Zamkowa 25
18-414 Nowogród
Internet: 4lomza.pl/index.php?k=279


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