Reiseführer Neisse (Nysa) in Niederschlesien
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Neisse (Nysa) in Opole

Die Stadt Neisse (Nysa) ist eine 47.000 Einwohner zählende Stadt an der Glatzer Neiße in der einstigen Provinz Schlesien. Sie kann auf eine bewegte Geschichte als Bischofssitz und Festungsstadt zurückblicken, der sie zahlreiche bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten verdankt. Daneben bietet sie Urlaubern vielfältige Erholungsmöglichkeiten in ihrer Umgebung.

Die St.-Jakobus-Kirche in Neisse (Nysa) mit ihrem freistehenden Glockenturm Polen Fotos
Die St.-Jakobus-Kirche in Neisse (Nysa) mit ihrem freistehenden Glockenturm. Foto: Frank Hilbert

Auf Neisse (Nysa) bin ich schon gespannt. In einem Reiseführer habe ich gelesen, dass die Stadt nur wenig Sehenswertes zu bieten habe, weil sie am Ende des Zweiten Weltkrieges zum großen Teil zertört worden ist. Die Nationalsozialisten hatten sie wie Breslau (Wrocław) zur Festung erklärt und so war die Front wie eine zerstörerische Dampfwalze über die Stadt hinweggerollt. Um so größer ist meine Überraschung, als ich Neisse das erste Mal besuche. Die Stadt ist gepflegt, und die historischen Bauten, die den Krieg überstanden haben oder wiederaufgebaut worden sind, harmonieren mit der Architektur der Nachkriegszeit.

Viele der Sehenswürdigkeiten der Stadt stammen aus der Zeit, als Neisse die Residenzstadt der Breslauer Bischöfe war. Diese waren nach der Reformation vom protestantisch gewordenen Breslau nach Neisse umgezogen. Die vielen Kirchen und Klöster, die in der Folgezeit hier entstanden, brachten Neisse den Beinamen „Schlesisches Rom“ ein.

Alte Stadtwaage und Rathausturm

Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Markt, oder auch Ring, wie er in Schlesien genannt wird. Er ist umgeben von Giebelhäusern, die neben inzwischen renovierten Plattenbauten aus der Nachkriegszeit stehen. Den Mittelpunkt des Rings bildet die im Stil des niederländischen Manierismus errichtete Alte Stadtwaage und Stadtkämmerei, die 1604 den Betrieb aufnahm. Zweimal wurde sie zerstört: während der napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts und am Ende des Zweiten Weltkrieges, der auch tiefe Veränderung für die Einwohner der Stadt brachte. 1946 mussten die in Neisse verbliebenen deutschen Bewohner die Stadt in Richtung Deutschland verlassen. Neisse gehört seit 1945 zu Polen und trägt seitdem den Namen Nysa. Unübersehbar auf dem Marktplatz ist auch der Turm des 1945 zerstörten Rathauses, der nach dem Krieg - in Anlehnung an die alte Architektur - aus Backstein neu aufgebaut worden ist. Seine Turmspitze ist eine moderne Stahlkonstruktion.

St. Jakobuskirche mit freistehendem Glockenturm

Am Nordrand des Rings steht die St. Jakobuskirche zu Neisse (Bazylika św. Jakuba i św. Agnieszki w Nysie). Der wuchtige gotische Hallenbau ist 75 m lang. Das Mittelschiff kann mit der imposanten Höhe von 28 m aufwarten. Neun Bischöfe haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Eine Besonderheit ist der freihstehende Glockenturm, mit dessen Bau der Baumeister Nikolaus Hirz 1474 begann. 1516 wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt und der Glockenturm erhielt ein einfaches Dach. Mit acht Tonnen Gewicht war die Jakobusglocke die größte Glocke im Turm, die 1494 Bartholomäus Lindenradt in Neisse gegossen hatte und die im März 1945 bei den schweren Kämpfen um die Stadt zerstört wurde.

Der barocke Tritonbrunnen in Neisse (Nyssa)
Der Tritonbrunnen in der nähe des Marktes hat ein unbekannter Künstler um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert im Stil des Barock geschaffen. Foto: Frank Hilbert

Jetzt kann sich der Besucher entscheiden, ob er im Glockenturm eine Ausstellung über Neisser Goldschmiedekunst oder das "Kreismuseum in Neisse" (Muzeum Powiatowe w Nysie) in der ul. Biskupa Jarosława 11 besucht, das in der ehemaligen bischöflichen Residenz beheimatet ist. In dem barocken Gebäude sind neben historischen Ausstellungsstücken auch Werke der Malerei und Kunstgewerbegegenstände zu bewundern. Um mehr Besucher – auch Einheimische – in das Museum zu locken, organisiert die Museumsleitung zudem jedes Jahr eine Reihe von Sonderausstellungen. Das Gebäude selbst ist schon allein wegen seiner barocken Fassade sehenswert, die 1729 im Auftrag von Bischof Franz Ludwig Neuburg entstand. Nach der Sekularisierung diente das Gebäude zwischen 1823 und 1945 als Gerichtsgebäude und seit 1984 beherbergt es das Museum.

Festung Neisse – Kriegsgefangener Charles de Gaulle

Ein beliebtes Ausflugsziel sind die Überreste der Festung Neisse, die der preußische König Friedrich der Große – nach dem ersten Schlesischen Krieg (1740–1742), in dessen Folge Neisse mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen fiel – als Bestandteil der Festungslinie Neiße (Twierdza Nysa), Glatz (Kłodzko) und Schweidnitz (Świdnica) entlang der sudetischen Gebirgskette ausbauen ließ. Baumeister in dieser Zeit war der Festungsbaumeister Cornelius von Walrawe. Im Zuge des Ausbaus entstand Friedrichsstadt mit Kasernen für 4.000 Soldaten.
1807 konnte die Festung unter dem Kommando von Eugen von Raumer fast vier Monate lang einer Belagerung durch französische Truppen standhalten, bevor sie sich am 16. Juni ergab. Die Kämpfe waren so heftig, dass nur vier Häuser der Stadt die Kämpfe unbeschadet überstanden haben sollen.
Später diente die Festung Neisse auch als Kriegsgefangenenlager. Ihr wohl prominentester Häftling dürfte der spätere französische Präsident Charles de Gaulle gewesen sein, der 1916 – während des Ersten Weltkrieges (1914–1918) – vor Verdun in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war.

"Nysa" – unterwegs auf allen polnischen Straßen

Neisse zählt zu den ältesten schlesischen Städten, wurde 1223 als Stadt nach flämischem Recht erstmals erwähnt und war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die größte Stadt in Oberschlesien. Eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung konnte sie jedoch nicht erlangen. Im Mittelalter lag die Stadt an einer Handelsstraße zwischen Wien und Breslau (Wrocław). Die Kaufleute handelten mit Wein, Tuch und Leinwand. Es gab ein gut entwickeltes Handwerk. Vom 18. bis in das 20. Jahrhundert hinein - bis zur Auflösung der Festung - war das Militär der bedeutendste Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Erst danach entwickelte sich langsam eine Industrie.
1958 eröffnete die polnische Regierung in der Stadt ein Autowerk, in dem Kleinbusse der Marke "Nysa" für Polen, Tschechien, Bulgarien und die Sowjetunion produziert wurden. Das Werk musste 1994, nachdem 380.575 Kleinbusse vom Band gelaufen waren, die Produktion einstellen. Auf polnischen Straßen sind die Nysa-Kleinbusse, die auf dem Pkw Warszawa M 20 basieren, mit ihrer markanten Kastenform und den runden Ecken immer noch vereinzelt unterwegs.

Neisser Riviera

Heute ist Neisse eine Verwaltungsstadt, für die der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle ist. Vor den Toren der Stadt entstand in den 1970er Jahren neben dem Ottmachauer Staubecken ein zweiter Stausee, der Jezioro Nyskie, den das städtische Tourismusbüro als "Neisser Riviera" vermarktet. An seinem Ufer haben sich Campingplätze und Hotels angesiedelt. Ein breiter Sandstrand lässt in der Tat so etwas wie Mittelmeeratmosphäre aufkommen, zumal die Sommer in Schlesien heiß und trocken sein können. In der Sonne brutzeln, Segeln, Surfen und Dampferausflüge – fast jeder Freizeitwunsch kann erfüllt werden.
Auch sonst hat die Stadt ihren Besuchern einiges zu bieten, zum Beispiel Jahrmärkte und die "Neisser Festungstage" mit nachgestellten Schlachtszenen aus der Zeit der Belagerung der Stadt durch französische Truppen 1807, ein Riesenspektakel für Jung und Alt.

Sehenswürdigkeiten in Neisse

  • St.-Jakobs-Kirche
  • Stadtwaage und Kämmereigebäude: Das Gebäude wurde zwischen 1602 und 1604 im Stil der Spätrenaissance errichtet. In dem Gebäude war die Stadtverwaltung und die Verwaltung des Fürstentums Neisse untergebracht. Auch lagerten hier die öffentlichen Maße für Gewichte und für das Längenmaß Elle. 1807 wurde das Gebäude während der napoleonischen Kriege zerstört und zwischen 1890 und 1891 wieder aufgebaut. Damals wurden auch der Giebel mit dem Figurenensemble und die Fresken an der Außenfassade von Prof. Irmann aus Breslau rekonstruiert. 1945 sollen sowjetische Soldaten das Gebäude nach der Einnahme der Stadt zunächst geplündert und anschließend angezündet haben. Zwischen 1947 und 1948 wurde es unvollständig rekonstruiert. 1955 zog die Stadtbibliothek in das Gebäude ein. Das Firgurenensemble am Giebel und Teile der Fresken konnten erst 2011 wieder hergestellt werden.
  • Rathausturm
  • Ehemaliger Bischofssitz
  • Kreuzkirche
  • St.-Peter-und-Paul-Kirche
  • Jesuitenkirche
  • Barocke Gymnasium Carolinum, das zwischen 1722 und 1725 errichtet wurde
  • Palast der Breslauer Bischöfe, der - wie das Gymnasium Carolinum - in den Jahren 1722 bis 1725 entstand
  • Schöner Brunnen aus dem 17. Jahrhundert, steht in der ul. Wrocławska. Gestiftet hat ihn 1668 der Neisser Bürgermeister Kasper Naas. Der Brunnen besteht aus einem kunstvoll gefertigten Eisengitter, ein Werk des Hofschlossers Wilhelm Helleweg. Dessen Name ist auch in einer Inschrift auf halber Höhe des Gitters verwegigt: "Aus Beliben eines loblichen Magistrats machte mich Wilhelm Hellweg Zeugmeister A. 1868". Eine Odeyssee erlebte der Brunnen in den zweieinhalb Jahrzehnten nach 1942. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Brunnengitter im Blockhaus (heute Fort Wodny) eingelagert, um es vor Beschädigung oder Zerstörung zu bewahren. Nach dem Krieg wurde es 1946 gestohlen und nach Falkenberg (Niemodlin) gebracht. Die Polizei konnte die Diebe stellen und das Brunnengitter zurück nach Neisse bringen. Es dauerte immerhin noch bis 1969, bis der Brunnen wieder an seinen alten Platz in der ul. Wrocławska zurückkehrte.
  • Der barocke Tritonbrunnen, der zwischen 1700 und 1701 von einem unbekannten Künstler aus schlesischem Marmor angefertigt wurde. Er stellt den in einer großen runden Muschel knieenden griechischen Meeresgott Triton dar, der eine Muschel wie einen Kelch zum Mund führt, aus der Wasser sprudelt. Die runde Muschel wird getragen von einer Säule mit der Darstellung von vier Delfinen, zwischen denen eine Stadtwappenkartusche hängt. Der Brunnen steht an der Ecke der ul. Bracka und der ul. Celna, direkt am Markt.
  • Festung Neisse: Die heutigen Überbleibsel der Festung stammen zum größten Teil aus der preußischen Zeit. Nach der Angliederung Schlesiens an Preußen nach dem ersten preußischen Krieg (1741–1742) entschloss sich König Friedrich II. Neisse zu einer Festungsstadt auszubauen. Ihre Aufgabe bestand darin, die schlesische Grenze im östlichen Teil der Sudeten zu sichern. 1903 wurde der Festungsstatus aufgehoben. Noch heute befinden sich über die ganze Stadt verteilt Reste der Festungsanlagen. Für Besucher ist die St. Hedwig-Bastion (Bastion św. Jadwigi) in der ul. Piastowska 19 geöffnet.
  • Grab des deutschen Lyrikers und Schriftstellers Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (1788-1857) auf dem Jerusalemer Friedhof (Cmentarz Jerozolimskim) in der ul. Mieczysława I 4, der Teil des Kommunalen Friedhofs (Cmentarz komunalny) ist.

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