Warschauer Aufstand 1944
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Warschauer Aufstand 1944 gegen die deutschen Besatzer

Jedes am 1. August gedenken die Menschen in Polen dem Ausbruch des Warschauer Aufstandes gegen die deutschen Besatzer. Punkt 17.00 Uhr beginnen alle Sirenen im Land zu heulen, der Verkehr kommt zum erliegen und die Menschen bleiben stehen, um mit einer Schweigeminute den fast 200.000 Opfern zu gedenken.

Denkmal Warschauer Aufstand
Denkmal für den Warschauer Aufstand in der Innenstadt von Warschau. Fotos: Frank Hilbert

Der Aufstand der Polnischen Heimatarmee (AK) gegen die deutschen Besatzungstruppen in der polnischen Hauptstadt Warschau (Warszawa) begann am 1. August 1944 und stellte die größte einzelne bewaffnete Erhebung gegen die deutschen Besatzer in Europa während des Zweiten Weltkriegs dar.

Die Entscheidung der AK-Führung und der polnischen Exilregierung in London für einen bewaffneten Aufstands basierte auf den Meldungen über den erfolgreichen Ausbruch der Alliierten aus den Brückenköpfen der Normandie und den vermuteten baldigen Zusammenbruch Deutschlands. Ferner wollte die polnische Führung angesichts der Bildung des „Lubliner Komitees“, einer polnischen kommunistischen Marionettenregierung, durch Josef Stalin der Sowjetunion zuvorkommen und nach der Vertreibung der Deutschen aus Warschau die Macht in der Hauptstadt übernehmen.
Zirka 25.000 schlecht ausgerüstete und schlecht ausgebildete Soldaten, darunter viele Jugendliche unter 20 Jahren, kämpften gegen mehrere deutsche Eliteeinheiten, die von der deutschen Heeresleitung eigens zur Bekämpfung des Aufstands nach Warschau geholt wurden.

Die von den Polen erhoffte Hilfe seitens der Alliierten blieb aus. Die Unterstützung der Engländer und Amerikaner aus der Luft war ineffektiv, die Rote Armee, die im August 1944 bereits die Warschauer Vorstadt Praga östlich der Weichsel erreicht hatte, griff nicht ein, obwohl sie dazu in der Lage gewesen wäre. Nach 63 Tagen, angesichts der überlegenen Zahl der deutschen Truppen und des gewaltigen Ausmaßes der menschlichen Verluste, entschied sich der polnische Befehlshaber General Bór-Komorowski, zur Kapitulation.

Bei den Straßenkämpfen, aber auch durch gezielte Massenmorde kamen rund 200.000 Zivilisten um. Die Überlebenden wurden von den Deutschen aus der Stadt vertrieben oder zur Zwangsarbeit verschleppt, die Stadt in ein Ruinenfeld verwandelt.

Westerland auf Sylt und der Warschauer Aufstand 1944

Durch ihren ehemaligen Bürgermeister Heinz Reinefarth ist Westerland auf Sylt untrennbar mit dem Warschauer Aufstand verbunden. Der einstige SS-General, der maßgeblich an der Niederschlagung des Aufstands beteiligt war, stand von 1951 bis 1963 an der Spitze des Westerländer Rathauses. 1958 zog er zudem für die Partei Gesamtdeutscher Block / Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten in den Schleswig-Holsteinischen Landtag ein.

Während des Warschauer Aufstands hatte Reinefarth als Generalmajor der Waffen-SS (SS-Nummer 56634) das Kommando über eine Kampfgruppe der Korpsgruppe "Von dem Bach" unter SS-Obergruppenführer Erich von dem Bach Zelewski, der von Adolf Hitler mit der Niederschlagung des Aufstands beauftragt worden war. Zu Reinefarths Kampfgruppe gehörten zwölf Polizeikompanien, die in Warschau an der Ermordung von mehr als 10.000 Männern, Frauen und Kindern beteiligt waren. Für seine “Verdienste” in Warschau wurde Reinefahrth von den nationalsozialistischen Machthabern mit dem  Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.

Nach dem Krieg ging Reinefarth nach Westerland und begann eine Karriere als Lokalpolitiker. Ein Dokumentarfilm der DDR-Dokumentaristen Annelie und Andrew Thorndike von 1957 machte die Vergangenheit des NS-Verbrechers öffentlich. Gegen den "Henker von Warschau", wie Reinefarth in Polen genannt wird, wurden in der Bundesrepublik zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet, die allerdings im Sande verliefen. Auch die Inselbewohner schwiegen beharrlich über Reinefarth.

Britischer Bomber im Museum des Warschauer Aufstandes
Lancaster-Bomber im Museum des Warschauer Aufstandes. In das Modell in Originalgröße wurden Teile einer über Warschau abgeschossenen britischen Lancaster eingebaut, die die Aufständischen mit Munition, Lebensmittel und Medikamenten versorgen sollte. Die Versorgungsflüge fanden unter erschwerten Bedingungen statt. Weil die Sowjetunion den westlichen Alliierten die Landeerlaubnis auf inzwischen von den Sowjets kontrolliertem Gebiet verweigerten (Stalin hatte ganz offensichtlich kein Interesse daran, dass die Aufständischen siegten.), mussten sie mit ihren Flugzeugen von Italien anfliegen.

Erst anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns des Aufstandes bekannte sich die Gemeinde Sylt zu ihrer Vergangenheit. Am 31. Juli 2014 wurde am Westerländer Rathaus eine Mahntafel enthüllt, die über den Warschauer Aufstands und die Rolle ihres einstigen Bürgermeistern bei dessen Niederschlagung informiert. Die Initiative für die Aufarbeitung und damit das Anbringen einer Mahntafel ging von einem polnischen Hobby-Historiker aus, der einen Brief an die Sylter Pastorin Anja Lochner schrieb. Schließlich schrieb die Kirche an den Sylter Gemeinderat und forderte ihn auf, ein "sichtbares Zeichen" zu setzen.

Die Mahntafel am Westerländer Rathaus trägt folgende Inschrift:

Warschau, 1. August 1944
Polnische Widerstandskämpfer stehen auf gegen die deutschen Besatzer. Das nationalsozialistische Regime lässt den Aufstand niederschlagen.
Mehr als 150.000 Menschen werden ermordet, unzählige Männer, Frauen und Kinder geschändet und verletzt.
Heinz Reinefarth, von 1951 bis 1963 Bürgermeister von Westerland, war als Kommandeur einer Kampfgruppe mitverantwortlich für dieses Verbrechen.
Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern und hoffen auf Versöhnung.
Aus Anlass des 70. Jahrestages des Warschauer Aufstandes.
Sylt / Westerland 2014“

(fh)

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Kontakt

Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego)
ul. Grzybowska 79
00-844 Warszawa
Tel.: +48 22 5397905
E-Mail: kontakt@1944.pl
Internet: www.1944.pl

Öffnungszeiten:

Mo, Mi, Fr 10.00–18.00 Uhr
Do 10.00–20.00 Uhr
Sa, So 10.00–18.00 Uhr

Dienstags ist das Museum des Warschauer Aufstandes geschlossen.


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