Altes Rathaus (Tribunal) in Lublin
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Altes Rathaus und Krontribunal in Lublin

Das Alte Rathaus in Lublin war nicht nur Sitz der Stadtverwaltung, sondern diente bis 1794 auch als Krontribunal für Kleinpolen. Eng verbunden mit dem Krontribunal ist die Sage von der Teufelspfote.

Altes Rathaus in Lublin
Das im Renaissancestil errichtete Rathaus. Foto: Frank Hilbert

Das Alte Rathaus steht in der Mitte des Marktplatzes. Als Sitz der Gemeindeverwaltung dient es zwar nicht mehr. Aber dafür können sich hier Paare standesamtlich trauen lassen.
Unter dem Rathaus beginnt zudem die unterirdische Touristenroute, die eine Reise durch die Geschichte der Stadt darstellt und die unter dem 250 m entfernten Grodzka-Tor (Brama Grodzka) endet, das lange Zeit die Grenze zwischen dem christlichen und dem jüdischen Teil der Stadt markierte und in dem das Kulturzentrum Theater NN seinen Sitz hat, das Archivmaterial zur polnisch-jüdischen Geschichte der Stadt sammelt.
Errichtet wurde das Alte Rathaus Ende des 16. Jahrhunderts anstelle des beim großen Brand 1575 zerstörten gotischen Rathauses. Durch das Feuer wurde beinahe die gesamte Stadt vernichtet und anschließend in sehr kurzer Zeit im Renaissancestil wieder aufgebaut, einschließlich des Rathauses. Sein heutiges klassizistisches Aussehen erhielt es bei Ausbauarbeiten im 18. Jahrhundert.

Das Krontribunal

Das Alte Rathaus trägt den Beinamen Tribunal, weil in ihm ab 1578 das Krontribunal tagte. Krontribunale waren die höchsten richterlichen Instanzen im Königreich Polen und auf Initiative des polnischen Königs Stephan Báthory und dessen Kanzlers Jan Zamoyski entstanden, die die Vielzahl der bisher bestehenden Verhandlungsorte abschaffen wollten.
Das Tribunal in Lublin war das höchste Gericht in Kleinpolen. Ein weiteres gab es in Großpolen. Für das Großfürstentum Litauen, mit dem Polen seit 1569 durch eine Union verbunden war, wurde 1581 ein Krontribunal geschaffen, das in Wilna und Grodno tagte. Aufgelöst wurde das Lubliner Krontribunal 1794.
Verhandelt wurden neben weltlichen auch geistliche Angelegenheiten. Folglich setzte sich das Gericht aus Vertretern des Adels und der Geistlichkeit zusammen. Beide Gruppen entsandten wiederum je einen Vertreter, die den Vorsitz übernahmen und die Titel Marschall und Präsident trugen. In Lublin wurden nicht nur Rechtsstreitigkeiten verhandelt und Urteile gesprochen. Verhängte das Tribunal Todesstrafen, wurden die Delinquenten auch gleich in der Stadt hingerichtet.

Sage von der Teufelspfote

Mit dem Krontribunal verbunden ist die Sage von der Teufelspfote. Sie erzählt die Geschichte einer armen Witwe, die einen Großgrundbesitzer verklagte, der sich ihr Ackerland unrechtmäßig angeeignet hatte. Den Prozess vor dem Krontribunal verlor die Frau jedoch. In ihrer Wut schrie sie, dass sogar die Teufel gerechter geurteilt hätten. Das hörten die Teufel und zogen um Mitternacht in die Stadt ein, zwangen den Gerichtsdiener, ihnen das Krontribunal aufzuschließen, und rollten das Verfahren noch einmal auf. Sie entschieden zugunsten der Witwe und besiegelten ihr Urteil, indem einer der Teufel den Abdruck seiner Pfote in die Platte des Tisches brannte, an dem sie zu Gericht saßen. Der Tisch kann im Nationalmuseum auf der Burg (Muzeum Narodowe w Lublinie) besichtigt werden. Nach der Urteilsverkündung soll die Christusfigur am Kruzifix, das auf dem Tisch stand, den Kopf abgewendet haben, weil sie nicht ertragen konnte, dass die Teufel gerechter geurteilt haben als die Menschen. Das Kruzifix befindet sich heute im Dom. (fh)

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