Ustrzyki Górne in den Waldkarpaten, Polen
Ustrzyki Górne ist ein Dorf mit knapp 100 Einwohnern zu Füßen der höchsten Bieszczady-Gipfel. Es liegt direkt am Bieszczady-Ring zwischen Wetlina und Lutowiska, ca. 45 von dem Städtchen Ustrzyki Dolne entfernt und eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt für Wandertouren auf die Połonina Caryńska, Tarnica, Wielka Rawka oder Bukowe Berdo.

Die Siedlung ist recht beschaulich: ein Tante-Emma-Laden, eine Jugendherberge, ein Hotel, eine Bushaltestelle, ein paar Häuser, die wie bunte Streichholzschachteln die Straße umsäumen. Auch die Direktion des Bieszczady-Nationalparks hat hier ihren Sitz. Der einzige moderne Bau ist die mit EU-Geldern finanzierte Grenzstation, ein Außenposten der EU. Über dem Ort schwebt der Geist der Prärie: Die wenigen Imbissbuden sind im Country-Stil gehalten, die Reiterhöfe, deren Besonderheit die in den Ostbeskiden beheimateten und gezüchteten Huzulenpferden sind, heißen - wie denn sonst - natürlich "Ranchos".
Wie die gesamte Region, die seit der Vertreibung der Urbevölkerung, der Lemken und Bojken, im Jahr 1947 verödet war, zog auch Ustrzyki Górne zahlreiche Paradiesvögel an: Künstler und Schriftsteller, Aussteiger wie Sektierer, Hippies und sonstige gesellschaftlich unangepasste Naturen suchten hier Ruhe und Einsamkeit. In der Wildnis größtenteils auf sich allein gestellt, bildeten sich unter den Zuwanderern ein ungewöhnlicher Zusammenhalt und eine Art moralischer Kodex heraus, auch einem Fremden die helfende Hand nicht zu versagen. Dieses Ethos ist auch heute noch in den Bieszczady allgegenwärtig. Die Menschen hier sind sehr offen, locker und überaus hilfsbereit. Von reiner Landwirtschaft lebt hier kaum einer noch, aber in Heimarbeit hergestellte Kleinkunst oder Vermietung von Unterkunft an Touristen reichen den anspruchslosen Outsider als Einkunftsquelle aus.
Tipp: Als Unterkunft empfiehlt sich ein Privatzimmer oder eine Pension. Das Berghotel des Polnischen Tourismusverbandes PTTK sollte man dagegen tunlichst meiden. Die drei Sterne, die an der Hotelfassade funkeln, hat der Betreiber vermutlich vom Himmel geklaut. Im Juli 2008 empfing uns dort ein maroder sozialistischer Charme der frühen Siebziger des 20. Jahrhunderts. Für fast 65,- Euro die Nacht wurde uns ein Minizimmerchen mit bröckelndem Putz, klappriger Einrichtung, muffiger, klammer Bettwäsche und kaltem Wasser angeboten. Die Verpflegung war gut (Schließlich werden in der Hotelkantine auch die Mitarbeiter der benachbarten Bergwacht verköstigt.), konnte die fehlende heiße Dusche jedoch nicht wettmachen. Nach zwei tapfer überstandenen Nächten haben wir die Flucht ergriffen. (fh)
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(Ustrzyki Górne), Polen01.04.2023 – 05:52 Uhr
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