Schlacht bei Tannenberg / Grunwald 1410
Auf einem Feld zwischen Grünfelde, Tannenberg und Ludwigsdorf traf am 14. Juli 1410 das Heer des Deutschen Ordens auf eine gemeinsame polnisch-litauische Streitmacht und verlor. 250 Ordensritter und der Hochmeister Ulrich von Jungningen verloren bei den Kämpfen ihr Leben. Eine Gedenkstätte mit Museum erinnert an die Schlacht bei Grunwald, die in Deutschland unter dem Namen Schlacht bei Tannenberg bekannt ist. Jedes Jahr stellen tausende Ritterfans die Ereignisse von damals nach.


Selbst aus heutiger Sicht ist die Truppenstärke der beiden Armeen, die 1410 aufeinandertrafen, beeindruckend. Auf der Seite des Ordens kämpften 15.000 Krieger, die Stärke der polnischen Armee wird 20.000 und die der Litauer auf 10.000 Mann geschätzt. Hochmeister Ulrich von Jungningen führte das Ordensheer an. Seine Gegner waren keine Geringeren als der polnische König Władysław II. Jagiełło und der litauische Großfürst Vytautas.
Deutscher Orden - Synonym für Unterdrücker Polens
Die Deutschen nennen sie die "Schlacht bei Tannenberg", in Polen heißt sie "Schlacht bei Grunwald". Im 19. Jahrhundert, als das Nationalbewusstsein der Völker erwachte, entwickelte sich der Deutsche Orden für die Polen zum Synonym für die Unterdrücker ihres Landes, das sich Russland, Preußen und Österreich untereinander aufgeteilt hatten. Die Schlacht von Grunwald stand für den erfolgreichen Befreiungskampf. Die ideologische Überhöhung fand in der Kunst ihren Niederschlag. Jan Matejko malte 1871 sein Schlachtengemälde "Tannenberg". Henryk Sienkiewicz schrieb 1826 "Konrad Wallenrod", in dem der Orden jedoch für die russische Teilungsmacht stand.
Auf deutscher Seite steckte die Niederlage wie ein großer Stachel im Nationalbewusstsein. Den Sieg über russische Truppen im Sommer 1914 in der Nähe des Schlachtfeldes von 1410 unter der Führung von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff stilisierten die Deutschen zur Schlacht von Tannenberg, die die Schmach von 1410 beseitigte. Bei Hohenstein (Olsztynek) errichteten sie in den 1920er Jahren ein monströses Denkmal, in dem die Nationalsozialisten 1934 Paul von Hindenburg beisetzten, der in der Weimarer Republik zum Reichspräsidenten aufgestiegen war.
Deutscher "Drang nach Osten"
In der Zeit des Sozialismus in Polen (1945 - 1989) passten die Kommunisten die Sichtweise auf die Schlacht von Grunwald und die Kreuzritter der herrschenden Ideologie an. Die Kreuzritter standen für den deutschen Militarismus und den deutschen "Drang nach Osten". Als Bundeskanzler Konrad Adenauer 1958 dem Deutschen Orden beitrat und sich im Ordensumhang fotografieren ließ, musste dieses Foto als Beweis für die Agressivität der Deutschen herhalten.
Die Grunwald-Gedenkstätte entstand im sozialistischen Polen anlässlich des 550. Jahrestages der Schlacht. Zentrum bildet ein steinerner Obelisk, in den die Gesichter von zwei Rittern gemeiselt sind. Sie richten ihren Blick nach Westen, wo Westdeutschland lag, dessen Regierung die Oder-Neiße-Grenze (Westgrenze Polens) damals nicht anerkannte und Vertriebenenverbände die Rückgabe ehemaliger deutscher Gebiete forderten. Eröffnet wurde die Gedenkstätte am 15. Juli 1960.

Tannenberg – Pilgerort schon im Mittelalter
Weithin sichtbar sind die elf 30 Meter hohen Fahnenmasten aus Metall, die die Symbole der polnischen, litauischen und ukrainischen Einheiten symbolisieren. Nicht weit entfernt befindet sich ein Amphitheater und darunter ein Museum, das ausführlich über den Verlauf der Schlacht informiert.
Von besonderer Bedeutung für Polen sind die Trümmerreste des Grunwalddenkmals aus Krakau (Kraków), das 1910 enthüllt wurde und das die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) zerstörten.
1945 begannen polnische Archäologen mit ersten Grabungen auf dem Schlachtfelt und entdeckten die Fundamente der Marienkirche auf dem Kapellenberg. Unmittelbar nach der Schlacht hatte der Deutsche Orden die Kirche an der Stelle errichten lassen, an der Ulrich von Jungningen gestorben sein soll. 1411 wurde sie geweiht. Schnell entwickelte sie sich zu einem Pilgerort für Menschen aus dem Ordensland. Nachdem sie während des Hungerkrieges 1414 von Polnischen Tuppen zerstört worden war, ließ der Orden sie in größerer Pracht wiederaufbauen und stattete sie mit einer Glocke aus der Marienburg aus. Nach der Sekularisierung des Ordensstaates 1525 verfiel die Kirche nach und nach.
Inszenierung der Schlacht bei Grunwald
Die Zeit der ideologischen Grabenkämpfe ist zwar vorbei. Die Grunwald-Gedenkstätte hat ihre Anziehungskraft jedoch nicht verloren. Jedes Jahr im Juli veranstaltet die Stiftung Fundacja Grunwald die Tannenbergtage. Höhepunkt ist die Inszenierung der Schlacht von 1410. Tausende Ritterfans in historischen Kostümen stellen die Schlacht nach. Es ist ein Spektakel, zu dem zehntausende Besucher aus Polen, Deutschland und anderen Ländern pilgern. (Frank Hilbert)
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Sehenswürdigkeit
Museum der Schlacht bei Tannenberg in Stębark
Stębark 1
14-107 Gierzwałd
Tel.: +48 89 6472227
Internet: muzeum-grunwald.pl
Öffnungszeiten:
10. April–30. September täglich 09.00–18.30 Uhr