Lemberger Mathematikerschule
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Lemberger Mathematikerschule

Was heute als die "Lemberger Mathematikerschule" (Lwowska szkoła matematyczna) bezeichnet wird, entwickelte sich aus einem kleinen Kreis genialer polnischer Mathematiker, die sich in der Zwischenkriegszeit (1918–1939) regelmäßig im Caféhaus "Szkocka" (Schottisches Café) in Lemberg (ukrainisch Lwiw, polnisch Lwów) traf, um bei Kaffee, Cognac und Zigarette über mathematische Probleme zu diskutieren.

Mathematiker schreibt an eine Glastafel

Es waren gesellige Treffen in einer lockeren Runde auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Die bedeutendsten Mitglieder der Lemberger Mathematikerschule waren Stefan Banach (1892–1945), der als Begründer der modernen Funktionsanalysis gilt, und sein Mentor Hugo Steinhaus (1887–1972). Zunächst schrieben die Mathematiker ihre Formeln recht unbekümmert mit einem Bleistift auf der Marmorplatte ihres Stammtisches auf, als die übereifrige Putzfrau jedoch immer wieder versehentlich den Tisch der "Herren Professoren" abwischte, wurden die mathematischen Fragestellungen und Lösungen in eine dicke Kladde, das als das legendäre „Schottische Buch“ in die Geschichte der polnischen Mathematik eingegangen ist, eingetragen. Für die besten Lösungen wurden Preise ausgelobt: ein Espresso, eine Flasche Sekt oder – was auch vorgekommen sein soll – eine lebendige Gans.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendete die Treffen im Café "Szkocka". Viele der Mitglieder des Lemberger Mathematiker-Kreises (von denen viele jüdische Wurzeln hatten) wurden entweder von den Sowjets umgebracht oder wurden Opfer der im Sommer 1941 von den Deutschen durchgeführten Massenerschießungen ("Lemberger Professorenmord“). Einigen wenigen gelang es, sich rechtzeitig ins Ausland, vor allem in die USA, abzusetzen, wo sie an Eliteuniversitäten ihre Arbeit fortsetzen konnten. So war zum Beispiel Stanisław Ulam (1909–1984), ein Schüler Stefan Banachs, maßgeblich an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt.

Foto von Bürgerhäusern auf dem Marktplatz von Lemberg in der Ukraine.
Markt von Lemberg. Foto: Frank Hilbert

Die Ehefrau Banachs, Łucja Banach, konnte übrigens das berühmte „Schottische Buch“ über den Krieg hinaus retten. Sie stifte es dem 1972 gegründeten Internationalen Mathematischen Stefan-Banach-Zentrum (Międzynarodowe Centrum Matematyczne im. Stefana Banacha“) in Warschau. Das "Schottische Café" gibt es immer noch. Es befindet sich in der Shevchenka Ave, 27. (fh)

Mitglieder der Lemberger Mathematikerschule:

  • Herman Auerbach (1901–1942)
  • Stefan Banach (1892–1945)
  • Marek Kac (1914–1984)
  • Stefan Kaczmarz (1895–1939)
  • Antoni Łomnicki (1881–1941)
  • Stanisław Mazur (1905–1981)
  • Władysław Orlicz (1903–1990)
  • Stanisław Ruziewicz (1889–1941)
  • Stanisław Saks (1897–1942)
  • Juliusz Paweł Schauder (1899–1943)
  • Hugo Steinhaus (1887–1972)
  • Włodzimierz Stożek (1883–1941)
  • Stanisław Ulam (1909–1984)

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