Schloss Kaarz: ukrainische Flüchtlinge statt Hotelbetrieb

Am 24. Februar 2022 marschierten russische Truppen in die Ukraine ein und lösten eine Flüchtlingswelle ungeahnten Ausmaßes aus. Kurzerhand haben sich die Besitzer des Herrenhauses Schloss Kaarz entschlossen, den Hotelbetrieb einzustellen und ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen, weil es Ihnen eine Herzensangelegenheit sei.

Es liegt in einer hügeligen und bewaldeten Landschaft zwischen Schwerin und Sternberg, durch die sich sanft die Warnow schlängelt: das Hotel Schloss Kaarz, ein architektonisches Kleinod aus dem 19. Jahrhundert mit einem gepflegten Schlosspark, der im Stil eines englischen Landschaftsparks angelegt worden ist. Besonders im Herbst, wenn die Bäume ihr farbenfrohes Blätterkleid übergestreift haben, lohnt sich ein Ausflug dorthin. Man kann im nahe gelegenen Warnowtal wandern oder in den Wäldern Pilze sammeln. Auch das Café und das Restaurant im Schloss sind empfehlenswert. Bei schönem Wetter sitzen die Gäste auf der Terrasse mit herrlichem Ausblick auf den Park. Den wollte ich kürzlich, als ich auf der Durchreise war, bei einer Tasse Kaffee und hausgemachtem Kuchen wieder einmal genießen. Doch leider stand ich vor verschlossenen Türen. Die Schlossherren haben sich entschieden, ihr Hotel nebst Café und Restaurant bis Ende Februar 2023 zu schließen und vorübergehend ukrainischen Frauen mit ihren Kindern, die vor dem grausamen Krieg in ihrem Heimatland geflohen sind, Unterschlupf zu gewähren. Übrigens ganz ohne staatliche Unterstützung, wie die Hotelbetreiber auf ihrer Website unter der Überschrift „Herzensangelegenheit – weil es wichtig ist“ informieren.
Neben dem Schloss standen dieses Mal also keine Autos von Hotelgästen, nur ein paar Tagesausflügler flanierten durch den Park. An ihnen vorbei rannten übermütig ukrainische Jungs die Wege entlang, zwei Mädchen im Teenageralter schlenderten – sich angeregt auf ukrainisch unterhaltend – aus Richtung Dorf kommend zurück zum Schloss, Kinderfahrräder lagen neben einem Seiteneingang und aus einem geöffneten Fenster drangen slawische Wortfetzen nach draußen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Hoteliers ihre Etablissements für Flüchtlinge öffnen und dafür auf Einnahmen aus dem touristischen Hotelbetrieb verzichten. Schon gar nicht in so beliebten Urlaubsregionen wie Mecklenburg-Vorpommern. Chapeau!

Einen Bezug zum heutigen Polen haben wir während unseres Spaziergangs auch gefunden. 1881 wurde der Schlossherr Julius J. M. Hüniken in einem Mausoleum beigesetzt, das mit einem aufwendig gestalteten Portal mit einer Dreieckskrönung versehen ist. Die beiden Säulen, auf denen die Krönung ruht, bestehen aus poliertem Granit aus Oberschlesien, das damals zu Preußen gehörte und heute in Polen liegt. (fh)

https://www.schlosskaarz.de

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